Schloss und Schlüssel

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Schloss und Schlüssel (mhd. sloz unde slüzzel; lat. claustrum et clavis). Unter Schloss ist eine mechanische Vorrichtung zu verstehen, mit welcher bewegliche Zugänge zu Gebäuden, Zimmern, Truhen, Schränken u.s.w. versperrt und geöffnet werden können. Schlüssel ist ein Gegenstand, der zur Ver- bzw. Entsperrung eines bestimmten Schlosses dient.

Die im Mittelalter verwendeten festinstallierten oder abnehmbaren Schlösser an Türen, Kasten und Truhen waren dem Prinzip nach schon in der röm. Antike bekannt. Im Frühmittelalter war am gebräuchlichsten der hölzerne Fallriegel, der in einen Haken eingriff und von außen mit einer Schnur oder einem Riemen hochgezogen wurde. Der Riemen wurde später durch einen Drücker ersetzt. Daneben gab es hölzerne Schieberiegel, die durch ein Loch von der Außenseite der Tür her bedient wurden. Den Riegel arretierten Sperrklötzchen, welche durch die Holzzapfen des Schlüssels aus der Sperrlage verdrängt wurden und so den Riegel entsperrten. Bei anderen Schlössern führte man einen haken- oder sichelförmigen Metallschlüssel in ein Loch über dem Riegel ein, sodass er in die Zahnung des Riegels eingriff. Metallschlösser waren auf weltl. und geistl. Hofhaltungen beschränkt. Sie waren nach röm. Vorbild als Schiebeschlösser konstruiert, bei denen die senkrecht stehenden Stifte des Schlüssels die in den Riegel eingreifenden Sperrstifte verdrängten. Diese Art Schlösser wurde vom 10. Jh. an weiterentwickelt; am Schlüssel wurden zur Erhöhung der Sicherheit statt der senkrechten Stifte immer kompliziertere Barten angebracht, die genau den “Zuhaltungen” am Riegel entsprachen. Im 14. Jh. kamen metallene Schnappschlösser mit abgeschrägtem Riegel (“Tagesfalle”) auf, der durch Federdruck in die Sperrlage zurückschnellte. Schnappschlösser waren zumeist Drehschlösser mit Stift- oder Hohlschlüsseln. Der Querschnitt der Barte wurde so geformt, dass er nur eingeführt werden konnte, wenn er genau metallenen Hindernissen im Schlüsselgang, dem “Schlosseingerichte”, angepasst war. Die Schlüssel waren aus Eisenblech herausgestanzt oder gefeilt, später aus Eisen, Bronze und Messing gegossen; sie erscheinen als Hohldorn (mit hohlem Schaft) oder als Volldorn (mit massivem Schaft). Der Schaft (Halm, Rohr), der Griff (Reide) und die Barte (zu mhd. barte, weil sie vom Stift senkrecht absteht wie der Bart vom Kinn) konnten kunstreich ausgeformt sein. Gegen Ende des Mittelalter entstanden hochkomplizierte, präzise funktionierende Schließsysteme von hoher Sicherheit. In einer ital. Handschrift von 1420 ist ein Sicherheitsschloss mit 6 verstellbaren Buchstabenringen abgebildet. Der Riegel konnte nur aus dem Schloss gezogen werden, wenn die Zuhaltungen in den Buchstabenringen den Aussparungen am Riegel gegenübergestellt waren, wofür die Kenntnis der richtigen Buchstabenfolge nötig war.

Wegen der hohen Kosten metallener Schlösser haben sich Holzriegel und Holzschlösser bis in die Neuzeit erhalten.

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