Schneider

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Schneider (mhd. snidaere; lat. sartor, vestifex). Ursprünglich waren Anmessen, Zuschneiden und Nähen von Gewändern hauswirtschaftliche Frauenarbeit. Erst vom 12. Jh. an bildete sich – zeitgleich mit der Einführung von Baumwolltuchen – das von männlichen Handwerkern ausgeübte Schneiderhandwerk, das sich vom 13./14. Jh. an in Zünften organisierte (z.B. Berlin 1288, Braunschweig 1325, Frankfurt/M. 1352, Münster 1366, Lübeck 1370). Mit dem Aufkommen der taillierten, körperbetonten Kleidermode im 12. Jh. wurde das “Zu-schneiden” zur wichtigsten Kunst der Kleidermacher, ein Umstand, der sich in der Berufsbezeichnung niederschlug. Das sowohl passgenaue wie stoffsparende Zuschneiden der Stoffe durfte nur vom Meister selbst vorgenommen werden. Rascher Wechsel modischer Schnitte konnte den einen Meister reich machen, den anderen an den Bettelstab bringen: “der snet von den kleidern vurwandelt: wer huwer ein meister was von dem snede, der wart ober ein jar ein knecht.”

Die Schneider durften selbst nicht mit Tuch handeln, das benötigte Material musste die Kundschaft stellen bzw. vom Tuchhändler bezogen werden. Außerdem durfte nicht auf Vorrat gearbeitet werden, was starke saisonale Schwankungen beim Arbeitsanfall zur Folge hatte. Weibliche Kundschaft wurde beim Maßnehmen und Anproben von den Meisterfrauen und -töchtern bedient; Damenschneiderinnen waren eher die Ausnahme. Frauen stellten als Weiß- oder Wäschenäherinnen Bett- und Tischwäsche her, Arbeiten, die nicht der eigentlichen Schneiderei zugerechnet wurden. Je phantasievoller und aufweniger im Spätmittelalter die Kleidermode wurde, desto höhere Ansprüche wurden an die Schneider gestellt, desto höher auch war deren Gewinn. Aber nur wenige Schneider hatten kapitalkräftige Kundschaft. Das Gros lebte am Rande der Armut von Gelegenheitsarbeit und Flickschneiderei, nach ihm formte sich das Bild des armen, dünnen Schneiderleins. Die Lehrzeit zünftiger Schneider dauerte drei Jahre, Gesellenwandern war nicht üblich. Die städt. Schneider versorgten das ländliche Umfeld mit. Sie mussten hier – wie auch in den Städten – mit der Konkurrenz der Störer rechnen, die ohne eigene Werkstatt im Haus des Auftraggebers gegen Kost und Logis und ein geringes Zugeld arbeiteten.

Das Handwerkszeug der Schneider bestand aus Messschnüren, Schere (Bügelschere, seit dem 14. Jh. Scharnierschere), Nadeln und Fingerhut bzw. Nähring (s. Nadel), dazu kam im Spätmittelalter das Bügeleisen zum Ausbügeln der Nähte. Genäht wurde mit Fäden aus Lein und Wolle, später auch mit Zwirn aus Baumwolle und Seide. Die Arbeitsstellung der Männer war der Schneidersitz. Dieser erleichterte die Verarbeitung schwerer Stoffe, indem dabei die Hand, die das Tuch zum Nähen fixierte, auf das Knie aufgestützt und so entlastet werden konnte.

(s. Gewandschneider, Kleiderstoffe, Kleidung, Mode, Stör)

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