Seele

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Seele (mhd. sele, ahd. sela. Zu ahd. se[o] = See, Meer, da man nach heidnisch-germanischer Vorstellung dort die vorgeburtlichen Heimat der Seelen vermutete; lat. anima.) Im christl Glauben ist die Seele der unsterbliche, materielose Teil des einzelnen Menschen, der sich nach Augustinus in den Leistungen von Erkennen, Erinnern und Erstreben äußert. Die mittelalterliche Wissenschaft vermutete den Sitz der Seele ursprünglich, gemäß platonischer Lehre, im Haupt, vom Hochmittelalter an nach Aristoteles im Herzen. In bildlichen Darstellungen, etwa von Sterbeszenen, erscheint die Seele teils als verkleinerte Gestalt ihres Trägers (Eidolon), teils als Vogel (Taube). Die Seelen Verstorbener gelangen – ihrem Lebenswandel entsprechend – entweder direkt oder nach einer Läuterung im Fegfeuer zur ewigen Seligkeit, oder sie sind zur ewigen Pein in der Hölle verdammt. Die Seelen ungetaufter Kinder werden nach der Lehre Papst Benedikts XII. in den “Limbus” versetzt, einen neutralen Randbereich der Hölle, an dem zwar Finsternis und Einsamkeit, aber keine Höllenqualen herrschen. Zum Gedenken an und zur Hilfe für die armen Seelen entwickelten sich vom Hochmittelalter an vielerlei kultische Gebräuche (s. Seelgerät), parallel dazu häuften sich die Erscheinungen der Seelen Verstorbener, auch die von Geistern und Gespenstern. Abt Odilo v. Cluny soll 998 einen Gedächtnistag für die Verstorbenen seines Ordens eingeführt haben, aus dem dann ein allgemeiner Gedenktag für die armen Seelen – Allerseelen – hervorging. Gefeiert wurde er am Tag nach Allerheiligen (1. November) oder, falls Allerheiligen auf einen Samstag fällt, am darauffolgenden Montag (3. November). An der Scheide zwischen Allerseelen und Allerheiligen, Schlag 12 Uhr nachts, wurden nach mittelalterliche Glauben die armen Seelen aus dem Fegfeuer entlassen. Die wenigen, die Ihre Strafe abgebüßt hatten, fuhren direkt zum Himmel auf. Die meisten aber hatten nur einen Tag lang Zeit, um an die Stätte ihres irdischen Daseins zurückzukehren.

(s. Beseelung, Ewigkeit, Geist, Psychologie, Unsterblichkeit, Wiedergänger)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,41 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen