Seelenschmerzen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Seelenschmerzen (mhd. herze-galle, -klage u.ä., s.u.; lat. passiones animae). Der Sitz von seelischen Schmerzen und Gemütsleiden wurde nach Aristoteles im Herzen gesehen, und entsprechend bezeichnete sie das MHD. als herze-not, -kumber, -leide, -pin, -quale, -riuwe, -schade, -we, auch als trurenisse, unlust, unbehage, ungemuot, missemuot u.ä. Auch nach Hildegard v. Bingen wohnt die Seele im Herzen wie in einem Haus und lässt gute und schlechte Gedanken von dort zum Gehirn aufsteigen. Im Esässischen Arzneibuch (15. Jh.) steht, dass Traurigkeit den Körper kalt und trocken und dadurch mager macht, das Herz zusammenzieht und verfinstert. Häufig entstehen seelische Verstimmungen aufgrund eines körperlichen Leidens, prekärer Lebensumstände oder der Abwesenheit bzw. des Verlusts eines geliebten Menschen, und können bis zu schwerer Depression oder gar Selbstmord führen.

Die individuelle Seele (Psyche) selbst wurde – wie auch die körperliche Verfassung – als eine Mischung der vier Gundelemente bzw. Körpersäfte betrachtet. Abweichungen von einer ausgeglichenen Gemütslage wie Unausgeschlafenheit, Nervosität, Angstzustände, Wut, Hass, Ekel, Depression (Melancholie) usw. wurden nach diesem Schema eingeordnet und mit Heilpflanzen entgegengesetzter Qualität behandelt. So sind z.B. Zustände wie Schwermut und Verzweiflung durch die kalte und trockene Schwarze Galle verursacht und können durch Heilmittel warm-feuchter Komplexion geheilt werden. So empfiehlt das Lorscher Arzneibuch (~795) Johanniskraut (Hypericum; fuga daemonum) gegen Melancholie, sowie Baldrianwurzel (Valeria) gegen Schlaflosigkeit und die durch sie bewirkte Erschöpfung und Antriebslosigkeit.

Außer Mitteln der Klostermedizin wandte man in manchen Fällen psychischer Störungen – wie z.B. Besessenheit – abergläubische und christliche Praktiken an, wie Zauberformeln und Teufelsaustreibung.

Gemütsleiden, besonders die Melancholie, galten in der mittelalterliche Heilkunde als ernstzunehmende Abweichungen von der normalen Verfassung; sie würden eine Schwächung des Körpers verursachen, und so ein Eintrittstor für Krankheiten öffnen.

(s. Besessene, Exorzismus, Geisteskrankheiten, Heimweh, Komplexionen, Melancholie, Physiologie, Psychologie, Säftelehre, Seele, Trauer)

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