Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Sexualität und Erotik im Schauspiel. Wurden im geistl. Spiel des Spätmittelalter sexuelle Bezüge allenfalls zur Illustration einer biblischen Handlung benutzt (etwa sinnliche Tänze zur Verdeutlichung der lasterhaften Welt der bibl. Salome), so kam das weltl. Spiel im Fasnachtsspiel der unverhüllten Publikumslust an derb-erotischen bis hin zu pornographisch-fäkalischen Szenen entgegen. Beispiele: In „Ein Vasnachtspil“ treten 15 unterschiedliche Bauerntypen auf, die sich auf derbe Weise ihrer besonderen sexuellen Fähigkeiten rühmen. In dem Gerichtsspiel „Jung Frau“ beschreibt die Ehefrau drastisch die Techniken, mittels derer sie ihren unlustigen Mann – vergeblich – zu animieren sucht. In dem Nürnberger „Spil von eim thumherrn und einer kupplerin“ wird unter dem zweideutigen Wort vom „Sigeln“ auf das amtliche wie erotische Vorhaben des aus Bamberg angereisten Domherrn angespielt. Der Epilogsprecher exculpierte die Überschreitung der üblichen Anstandsregeln und Tabus mit der Ausnahmesituation der Fasnacht.
Von distanzierterer Art war das höfische Neidhardspiel aus dem 14. Jh., das Erotik im „Erste-Veilchen-Finden“ und im „Maienbuhlen-Erwählen“ nur andeutet.
(s. Pornographie)