Sonnenfinsternis

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Sonnenfinsternis (mhd. vinstere, vinsterin; lat. eclipsis solaris; abgek. SF). Die teilweise oder totale Bedeckung der Sonnenscheibe durch den Mond und die dadurch eintretende Minderung und Verfärbung des Tageslichts, das damit einhergehende Verstummen der Vogelstimmen und das Aufkommen einer kühlen Luftströmung wurde seit alters als unmittelbar bedrohlich und als übles Vorzeichen betrachtet. Wenn die Alten die Erklärung des Phänomens noch in Mythen suchten, so kannten die Gelehrten der grch. Antike schon dessen natürliche Ursache in der Himmelsmechanik. Thales von Milet errechnete und prognostizierte genauestens die SF von 28. Mai 585 v.u.Z. – Bis zum Mittelalter waren diese Kenntnisse verlorengegangen und man stand der Erscheinung wieder ratlos und ängstlich gegenüber. Gregor, Bischof von Tours (6. Jh.) berichtet von einer SF am 1. Oktober 571, bei welcher weniger als ein Viertel der Scheibe sichtbar blieben und diese “schwarz und farblos wie ein Sack” gewirkt habe. Die bald darauf wütende Pest hielt er für eine konsequente Folge. Einhard (8./9. Jh.), Biograph Karls des Großen, lässt eine SF den Tod des Kaisers (814) ankündigen. Mehrere Quellen aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien vermerken die SF von 1093. Dem tschechischen Chronisten Cosmas von Prag (11./12. Jh.) zufolge ereignete sich nach der SF von 1124 Unheil in Form von Vieh- und Bienensterben und Getreidefäulnis; der SF von 1133 sei ein großes Menschensterben gefolgt. Auch in der SF von 1186 sah ein Prager Annalist die Ursache für eine folgende große Menschensterbichkeit. Die “Annales Gotwicenses” (Göttweig in Niederösterreich) berichten von einer SF anno 1241 und davon, dass im gleichen Jahr Eindringlinge aus dem Osten kamen, “grausamer und unmäßiger als die anderen Völker” (Gemeint waren die Mongolen). – Chronikalische Vermerke zu SFsen wurden mit zunehmender Präzision der Zeitmessung und mit der Verfeinerung des Zeitgefühls immer genauer; so vermerkte der Nürnberger Endres Tucher in seinem “Memorial” den Beginn der SF von 17. Juni 1433 für genau 11 Uhr 17 und das Eintreten der Totalität für 12 Uhr 16. Der polnische Astronom Lorenz von Ratibor sagte für seinen Standort Krakau die Eklipse von 1435 voraus.

Schutz vor und Hilfe gegen die bösen Wirkungen einer SF. suchten Gläubige in den Heilsangeboten der Kirche: sie gingen zur Beichte, besuchten Betstunden und entzündeten geweihte Kerzen. Mittel des Aberglaubens waren Abwehrgeschrei und Lärmen jeder Art, etwa das Schlagen von metallenen Becken und Pfannen, von Sicheln und Sensen.

Insgesamt hat dank der Verbreitung astronomischer Kenntnisse die Zuschreibung übler Konsequenzen an Sfse bis zum Ende des Mittelalter abgenommen.

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