Sperma

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Sperma (mhd. samen; lat. semen; mlat. sperma, v. grch sperma = Samen; wiss. Sperma). Milchig-trübe, gallertartige Samenflüssigkeit des Mannes. Wurde von Naturphilosophen der Antike zusammen mit einer Zeugungsflüssigkeit der Frau als Ursache für die Entstehung neuen Lebens angenommen (Zweisamentheorie). Als die Bildungsstätten sah man das Gehirn, das Rücken- und Knochenmark an (enzephalo-myelogene Samenlehre). Daneben wurde verschiedentlich die Meinung vertreten, dass der Samen in allen Teilen des männlichen und weiblichen Körpers , auch im Blut entstehe und durch die Blutgefäße zum Zeugungsorgan geleitet werde (Panspermielehre). Die Hoden spielten in der Zeugungstheorie der Antike keine Rolle.

Die Lehre des Avicenna (10. Jh.), dass die Hoden Zeugungsorgane seien, fand keinen Anklang.

Ebensowenig beachtet blieb eine Bemerkung im Physiologus über den Wildesel: “Zur Zeit, da die Eselsstuten werfen, geht der Leithengst, der Vater, reihum und untersucht jedes Fohlen. Und wenn ein männliches geboren wurde, dann beißt er ihm die Hoden ab, damit es keinen Samen bekommt. Und von ihm haben auch die Perser Eunuchen machen gelernt”.

Die mittelalterliche Wissenschaft übernahm die hämatogene Samenlehre des Aristoteles, derzufolge der männliche Samen aus einer Mischung von Wasser, Schaum und Luft (Pneuma) bestünde und durch einen Kochungsprozess aus dem Blut entstünde. (Die Existenz eines weiblichen Samens bestritt er und die Hoden sollten nur als Durchgangsorgan für das männl. Sperma fungieren.) – Hildegard v. Bingen lehrte, dass ein Knabe gezeugt würde, wenn der Samen des Mannes reichhaltig, ein Mädchen, wenn er dünn sei. – Konrad von Megenberg vertrat in seinem Buch “Von den natürlichen Dingen” die Meinung, die Geschlechtsausbildung hänge vom Überwiegen der männlichen bzw. weiblichen Zeugungsmaterie ab.

Entgegen der Meinung der Gelehrten war der Aberglaube verbreitet, dass das Verzehren von Hoden “geiler” Tiere (Hunde, Pferde- und Eselshengste) die männliche Potenz und die weibliche Fruchtbarkeit steigere. Außerdem dürfte nicht unbemerkt geblieben sein, dass die Kastration von Tieren und Menschen zu Impotenz und Unfruchtbarkeit führt.

(s. Kastration, Geschlechtsdetermination, Zeugung)

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