Spruchdichtung

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Spruchdichtung (Der Begriff wurde im 19. Jh. von K. Simrock geprägt und sollte die mhd. Lyrik bezeichnen, soweit sie nicht dem Minnesang zuzurechnen war). Mhd., paarig gereimte, meist einstrophige kleine Gedichte didaktisch-moralisierender und polemischer Natur. Die Spruchdichtung befasste sich mit alltäglichen Gegebenheiten und Erfahrungen, mit der Religion, mit profaner und theologischer Gelehrsamkeit und mit dem politischen Tagesgeschehen; sie war persönliche Stellungnahme dazu in Form von moralischer, sozialer und politischer Kritik. Vorgetragen wurden die Werke von einem spezialisierten – meist fahrenden – Vortragskünstler, dem Sprecher (mhd. sprechaere, lat. orator, interpres).

Während der Minnesang das Metier adliger Sänger war, wurde die Spruchdichtung von Dichtern nicht-adliger Herkunft gepflegt. (Eine Ausnahme stellt Walter v. d. Vogelweide dar, der beide Gattungen gleichermaßen beherrschte.) Herausragende Vertreter der Spruchdichtung waren Spervogel, Freidank, Regenbogen, Der Kanzler, Der Meißner, Heinrich der Teichner, Peter Suchenwirt, Rosenplüt, Rumelant von Sachsen, der Schulmeister von Esslingen, Friedrich von Sonnenburg u.a. Die Spruchdichtung wurde anfänglich wie der Minnesang gesungen vorgetragen (Sangspruch), Melodien dazu sind in der Jenaer und Colmarer LHS erhalten. Im 14./15. Jh. wurde die gesungene Form von der gesprochenen (s. Sprechspruch) verdrängt.

Als Beispiele zwei Sprüche von Freidank::

Daz zwene hunde ein bein nagen

an grinen, ‘z hoere ich selten sagen. (an grinen = ohne Knurren)

Swaz min ouge reht ersiht,

daz weiz ich unde waene es niht;

ich waene maneges, daz man siht,

unz ich ervar die warheit. (unz = so lange, bis)

(s. König vom Odenwald, Der)

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