Steinschneider

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Steinschneider (Med.) Zu den niederen Heilberufen zählte der der Steinschneider, der überwiegend von umherziehenden Männern und Frauen ausgeübt wurde. Erst wenn die konservative Behandlung der Harnsteine (etwa mit Steinbrech [Saxifraga], Dost oder Bocksblut) nicht gelang, holte man den Schneidearzt, der Blasen- oder Harnröhrensteine operativ anging. Außer Kathederisierung und Spülung kannte man das Radikalmittel des Blasenschnitts. Dabei beförderte man zunächst den Stein durch Unterbauchmassage in den Blasengrund, wo er mit dem durch den After eingeführten Zeige- und Mittelfinger der linken Hand fixiert wurde. Dann wurde er kräftig gegen den Damm gedrückt, bis er sich als Vorwölbung durch die Haut abzeichnete. Durch einen meist linksseitigen Dammschnitt wurde der Stein entwickelt. Unkomplizierte Blasenschnitte scheinen häufig problemlos ausgeheilt zu sein, wo nicht, brannte man die Wunde nach einigen Tagen aus.

Steinschneider erlernten ihr Handwerk zunächst bei einem Bader oder Wundarzt. Nach zwei- bis vierjähriger Lehrzeit, in der er in allen geläufigen Techniken (Wundversorgung, Aderlassen, Schröpfen, Klistieren) und in der Arzneienherstellung unterwiesen wurde, ging er als Geselle auf Wanderschaft und suchte sich zur Fortbildung einen Meister der Steinschneidekunst. Ein auch nur gelegentlicher Besuch von Vorlesungen an einer medizinischen Fakultät dürfte eher die Ausnahme gewesen sein, schon weil die lateinische Lehrsprache nicht beherrscht wurde. Nach bestandener Prüfung vor einem Ärztekollegium und der Fertigung eines Meisterstücks (Salbe, Pflaster oder Wundtrank) wurde er zur Ausübung der Schneidekunst zugelassen. Im Spätmittelalter ging die Lithotomie allmählich in die Zuständigkeit der studierten Chirurgen über.

Um eine betrügerische Abart der Steinschneiderei handelte es sich bei dem Taschenspielertrick, bei dem durch einen kleinen Einschnitt in die Stirnhaut allerlei Fremdkörper – meist Steinchen – aus dem Schädel des Patienten geholt wurden. Die Scharlatane machten sich dabei den Glauben zunutze, dass Kopfschmerzen oder seelische Leiden durch solche Fremdkörper verursacht würden. Aber selbst derartig im Aberglauben verwurzelte Kuren dürften gelegentlich (im Sinne einer psychosomatischen Reaktion) ihre Wirkung gehabt haben.

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