Weide (Salix)

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Weide (mhd. wide, witbusch, ahd. wida = die Biegsame; lat. salix; der lat Name leitet sich nicht von saltare = tanzen her, wie Megenberg irrigerweise annahm, sondern von indogerm. sal = grau). Artenreiche Pflanzengattung (Saliciaceae) der nördlichen Breiten, strauch- oder baumwüchsig, mit lanzettförmigen Blättern und samtartig behaarten, gelblichen “Blütenkätzchen” (“Palmkätzchen”, “-betzlein”) an den Zweigen männlicher Exemplare. Die Kätzchen erscheinen im Frühjahr noch vor dem Laub.

Die bei uns häufigsten und volkstümlichen Arten sind die Sal- oder Palmweide (mhd. salhe, salewide; botan. Salix caprea) mit breiteren Blättern und großen Kätzchen, die Gelbe Weide (Dotterweide; S. vitellina) mit gelblichen Zweigen sowie die Korbweide (Kopfweide, S. viminalis). Sie bringen alljährlich zähe, biegsame Ruten hervor, die während der Saftruhe in den Monaten November bis Februar geerntet werden und sich bestens zum Flechten eignen. Wegen ihres Wertes als Flechtruten-Lieferant gilt die Weide als eine der ältesten Kulturpflanzen.

Dioskurides lehrte, dass Rinde, Blätter und Saft der Weide zusammenziehende Wirkung haben. Er behandelt mit dem Blättersaft Ohrenleiden und mit der Rinde Hautkrankheiten (vitia cutis) und -verhärtungen (Keratosen). Fein geriebene Blätter mit etwas Pfeffer in Wein genossen sollte die Empfängnis verhindern.

Im Macer Floridus wird – antiken Autoren folgend – ein Breiumschlag aus zerstampften Malven- und Weidenblättern zur Wundbehandlung empfohlen.

Hildegard v. Bingen verschreibt gegen hitziges Fieber die Einnahme eines Geschabsels von trockenem Weiden- und der halben Menge Ahornholz in kaltem Wasser; der Trank solle bis zum Ausbruch des Schweißes gegeben werden.

Albertus Magnus kennt Weide-Präparate als Antaphrodisiaca.

Konrad v. Megenberg erwähnt die zusammenziehende Kraft von Rinde und Blättern; obendrein empfieht er: “Den Saft, den man aus den Blüten … drückt, gibt man demjenigen zu trinken, der vom Fieber hitzig ist.”

Handwerklich wurden die einjährigen Weiden-Triebe zu verschiedenem Flechtwerk (Korbwaren, Flechtzäune, Fischreusen, Ausfachungen usf.), zur Heftung der Strohdächer, zum Befestigen der Weinreben und zum Binden von Daubenfässern verwendet (s. flechten, Dachdeckung, Bandreißer). Das weiche Stammholz eignet sich gut zu Schnitzarbeiten, Holzkohle von Weiden war als Bestandteil von Schießpulver begehrt und nicht zuletzt schätzte man die Kätzchenweide als frühes Bienenfutter.

Im kathol. Brauchtum wurden seit dem 9. Jh. am Sonntag vor Ostern (“Palmsonntag”) Büschel von grünen, mit jungen Kätzchen bestandenen Weidenzweigen kirchlich geweiht, heimgetragen und in Stube oder Stall aufbewahrt, zum Schutz des Hauses gegen Unwetter, Feuersgefahr oder angehexte Krankheiten.

Im mittelalterliche Aberglauben galt die Weide hierzulande als unheimlicher, böser Baum, hatte sich doch Judas an einem solchen Baum erhängt (vgl. Holunder). Anderswo wurde sie als heilig verehrt und als Apotropäum benutzt.

Der Volksmedizin dienten Weidenstämme zum Verpflocken von Krankheiten (Fieber, Zahnweh, Gicht). Der Absud von Rinde oder Blättern war als Fiebermittel geschätzt.

Die Arzneiwirkung der Weidenrinde beruht vor allem auf dem Gerbstoff Salicin (v. Salix), das im Körper zu Salizylsäure verstoffwechselt wird und fiebersenkende, schmerzlindernde und antirheumatische Wirkung hat.

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