England im Mittelalter

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Das englische Volk setzt sich aus keltisch-römischen und germanischen Bevölkerungsteilen zusammen. Der römische Name Britannien ist von dem keltischen Stamm der Briten abgeleitet. Nach dem Abzug der Römer wurde England im 5. Jahrhundert von den Angeln, Sachsen (daher die Begriffe „England“, „angelsächsischer Sprachraum“) und Jüten erobert und besiedelt. Die erste Einigung der sieben Kleinreiche gelang um 830. König Alfred der Große (871-899) führte schwere Kämpfe gegen die seit 800 immer wieder eindringenden Dänen, die schließlich die Herrschaft über die Insel gewannen. 1066 wurde England durch Herzog Wilhelm von der Normandie erobert. Wilhelm belehnte seine normannischen Ritter mit Grundbesitz, und von neu erbauten Burgen aus beherrschten sie das eroberte Land. Um die steuerliche und militärische Leistungsfähigkeit des Landes zu erfassen, ließ der König ein Grundbuch, das Domesday-Book, anlegen, in dem der gesamte Grundbesitz nach Größe, Einkünften und Abgaben aufgezeichnet war. Als Herzog der Normandie war Wilhelm auch weiterhin Lehnsmann des Königs von Frankreich. Nachdem 1154 das französische Herzogsgeschlecht der Plantagenets aus Anjou, dem der ganze Norden und Westen Frankreichs gehörte, den englischen Thron geerbt hatte, entstand das englisch-französische Doppelreich beiderseits des Kanals. Der englische König war nun in Frankreich mächtiger als sein Lehnsherr, der französische König.

König Johann (1199-1216), Bruder von Richard I. Löwenherz, geriet wegen seiner andauernden hohen Geldforderungen in Konflikt mit dem hohen Adel, den so genannten Baronen, und der Geistlichkeit. Als Zeichen seiner Schwäche galt auch, dass er sein Reich vom Papst zu Lehen nahm. Im Kampf mit dem französischen König, der einen Angriff auf England geplant hatte, wurden Johann und sein Verbündeter, der deutsche König Otto IV., in der Schlacht bei Bouvines 1214 auf französischem Boden besiegt. In dieser Schlacht, in der auch der deutsche Thronstreit zwischen Otto IV. und dem jungen Kaiser Friedrich II. entschieden wurde, verlor der König von England seine Festlandsbesitzungen nördlich der Loire.

So geschwächt, wurde Johann 1215 von der Adelsopposition gezwungen, den großen Freiheitsbrief, die „Magna Charta Libertatum“ zu erlassen. Darin wurde der König an bestimmte Rechtsgrundsätze gebunden; er wurde verpflichtet, auf den Rat der adeligen Barone zu hören. Seit dem Hoftag von 1254 wurden zunächst Vertreter des niederen Adels hinzugezogen. Als später auch noch Vertreter der Grafschaftsritter und je zwei Bürger jeder Stadt hinzutraten, erweiterte sich der ursprüngliche Adelsrat zu einem Parlament, in dem alle Stände vertreten waren. Im 14. Jahrhundert tagten Adel und Geistlichkeit getrennt von den zahlreichen Vertretern der Grafschaften. So entstanden die beiden Häuser, das House of Lords (Oberhaus) und das House of Commons (Unterhaus).

Noch Heinrich II. (1154-1189) hatte Irland erobert. Eduard 1. (1272-1307) eroberte Wales und vorübergehend auch Schottland. Doch behauptete Schottland (Name vom keltischen Stamm der Skoten) über das Mittelalter hinaus seine Unabhängigkeit und war seit 1295 ständig ein Bundesgenosse Frankreichs. Unter Eduard III. begann der Hundertjährige Krieg (1339-1453), den England schließlich verlor. Die Belastungen dieser langen Auseinandersetzungen lösten einen schweren inneren Kampf zwischen den beiden hochadeligen Häusern von Lancaster (rote Rose im Wappen) und York (weiße Rose) aus. In den dreißig Jahre dauernden Rosenkriegen, 1455-1485, rottete sich der englische Hochadel zum größten Teil selbst aus. Erst unter der starken Hand der Herrscher aus dem Hause Tudor (1485-1603) kam England wieder zur Ruhe. Unter Heinrich VII. (1485-1509) wurde England zum umworbenen Bundesgenossen im Machtkampf zwischen Frankreich und Habsburg-Spanyen. Heinrich VIII. (1509-1547) löste die englische Kirche von Rom und nahm die Eroberung lrlands wieder auf. Seit 1534 nannte er sich König von Irland. Doch die katholischen Iren wehrten sich jahrhundertelang gegen die Engländer. Im Verlauf dieser Kämpfe wurden die grundbesitzenden Iren zum größten Teil enteignet. Ihr Besitz ging an die englischen Lords über.

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