Auflösung der Gentilordnung

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Die für die Auseinandersetzung mit den Römern und anderen Völkerschaften notwendige ständige Kriegsbereitschaft förderte bei den Germanen die Entstehung eines starken Königtums.

Früher wählte man sich einen König nur für die Kriegszeit, jetzt war durch die dauernden Kriege das Königtum zu einer ständigen Einrichtung geworden. Der König war in seinem Wirken an die Beschlüsse der Volksversammlung gebunden. Er gewann aber immer mehr an Macht und Ansehen. Die ihn umgebende Schicht der Berufskrieger, die sogenannte Gefolgschaft, trennte sich von der Masse der Franken, die im Wesentlichen der Landarbeit nachging und im Kriegsfall den Kern des Heeres bildete. Die Franken haben ihre großen Erfolge dadurch erzielt, dass die Gebiete, die von den Kriegern erobert wurden, anschließend von Bauern besiedelt werden konnten.

Die Wander- und Kampfzeit hatte Stämme und Sippen völlig durcheinander gewürfelt. Ein fester Zusammenhang bestand eigentlich nur noch innerhalb der kleinen Gruppen, die sich als Dorfgenossenschaften ansiedelten. Die alte Gentilverfassung musste somit verfallen. Sie verwandelte sich in eine Marktverfassung, die ein Dorf oder mehrere in sich vereinigte; an die Stelle der Verwandtschaft trat jetzt die Nachbarschaft. In dieser Form hat die Gentilverfassung noch sehr lange nachgewirkt.

Durch die Eroberung Galliens stieg die Macht des Königs. In Gallien gab es nämlich wie überall im Römischen Reich großen Grundbesitz. Der König behielt sich nun bei der Aufteilung und Besiedlung des Landes die Verfügungsgewalt über große Landstriche vor. Ihm fielen vor allem die Besitzungen des vernichteten römischen Staates zu; aber auch das Land der vor den Franken geflohenen oder von ihnen getöteten privaten Großgrundbesitzer. Der König wurde so zum größten Grundbesitzer im Fränkischen Reich. Teile dieses Landes benutzte er dazu, die in seinen Diensten stehenden Krieger zu belohnen und zu versorgen. Diese Maßnahme war notwendig, da er für die ständigen Kriege zur völligen Eroberung des Landes ein starkes Heer benötigte. Die Zuweisung von Land wurde im Frankenreich die wirtschaftliche Quelle für militärische und politische Macht und für den König das Mittel, sich Gefolgsleute zu sichern. Wer ihm treu diente, erhielt Land, und zwar mehr als er selbst bebauen konnte; wer von ihm abfiel, dem wurde das Land weggenommen.

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