Karl Martell und der Kampf gegen die Araber

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Seit dem Jahre 714 regierte im Frankenreich der Hausmeier Karl mit dem

Beinamen Martell (Hammer) aus dem Geschlecht der Karolinger. Mit königlicher Autorität leitete er die Politik des Reiches; die Merowinger wurden
kaum noch beachtet, nicht einmal genannt. Aber Karl, der die Stelle der
Zentralgewalt einnahm, musste erkennen, dass die großen Feudalherren, durch
Schenkungen des Königs zu ihrer Macht gekommen, keinen Herrn über sich
dulden wollten, am wenigsten einen starken Hausmeier aus ihren eigenen Reihen. 
Karls Verfügungsgewalt über die Kirche ermöglichte es ihm, seine Anhänger in
die hohen Kirchenämter einzusetzen. Diese gaben aus dem Riesenbesitz der Kirche, der sich über das ganze Reich erstreckte, Land an Dienstleute Karl Martells. Dies
geschah aber mit der ausdrücklichen Einschränkung, dass Untreue gegenüber
dem Hausmeier den Entzug des Besitzes zur Folge haben sollte. Die Landzuweisungen galten auch nur für Lebenszeit des Empfängers, dann mussten sie neu vor-
genommen werden. Man nannte eine solche Zuweisung Beneficium (das heißt Vergünstigung, aber auch Dienstleistung). Diese im Namen des Königs vorgenommene
Zuweisung von Land aus kirchlichem Grundbesitz, die Karl Martells Sohn noch fort-
führte, hatte bedeutsame Folgen. Es gelang nämlich dadurch, sich Dienstleute mit
Pferden für den Kriegsdienst zu schaffen. Der Hausmeier erlangte eine militärische
Macht, vor allem eine Reiterei, die er gegen aufsässige Feudalherren einsetzen konnte.

Doch auch für die Kirche ergaben sich aus dieser Landverteilung Vorteile. Der auf
früherem Kirchenbesitz angesetzte Dienstmann hatte für regelmäßige Bestellung
der Äcker und Instandhaltung der Gebäude zu sorgen, er musste vor allem auch die
Eintreibung des Kirchenzehnten überwachen, der von beschlagnahmtem Kirchen-
gut in doppelter Höhe zu entrichten war. Diese doppelte Belastung traf die hörigen
Bauern schwer, da sie hier von der Kirche und den Feudalherren gemeinsam ausgebeutet wurden.

Durch diese Form der Landverleihung entstand eine Reiterei, die sich auf
die Dauer als stärker erwies als das alte Aufgebot der Freien. Viele Bauern
waren bereits verarmt und konnten sich nicht mehr gut bewaffnen oder gar zu
Pferd in den Krieg ziehen.

Am Anfang des 8. Jahrhunderts begannen die Araber, von Spanien aus Südfrankreich anzugreifen. Anfangs sah Karl Martell den Kämpfen zu, ohne einzugreifen. An der Küste des Mittelmeeres bestand die gotische Provinz Septimanien
mit der Hautpstadt Narbonne, und in einem neuentstandenen aquitanisch-baskischen Reich herrschte der mächtige Herzog Eudo. Die Selbständigkeit dieser Ge-
biete musste von den Franken anerkannt werden. Es konnte daher Karl Martell
nur recht sein, wenn die Feudalherren dieser Gebiete durch die Kämpfe mit den
Arabern geschwächt wurden. Als aber die Araber weiter nach Norden bis an die
Loire vordrangen, sah Karl Martell sich doch zum Eingreifen gezwungen. Er ging
mit starker Heeresmacht gegen sie vor. Die Stärke seiner Truppen beruhte auf der
durch die Benefizien zustande gekommenen Panzerreiterei; daneben standen ihm
aber noch die zu Hilfe gerufenen Verbände der austrasischen Freien als wertvolle
Fußtruppe zur Verfügung. In der für Karl siegreichen Schlacht von Poitiers wurde
im Jahre 732 der Angriff der Araber aufgefangen, sie zogen sich zurück. Mit diesem
großen militärischen Erfolg sicherte Karl Martell die Selbständigkeit des Frankenreiches und stärkte gleichzeitig seine Stellung im Innern. Kurz danach konnte er
auch die stets angriffslustigen Friesen unterwerfen.

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