Galle (medizin

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Galle (Lebersekret; mhd. galle, ahd. galla; lat. bilis, fel; grch. chole, cholos; med. Bilis, Fel, Chol…, Chole…). Vor allem der Fettverdauung dienendes Leberskret, das dem Dünndarm teils direkt, teils nach Zwischenspeicherung in der Gallenblase zugeführt wird. Naturphilosophen der Antike und des Mittelalter unterschieden zwischen gelber und schwarzer Galle; erstere würde in der Leber erzeugt und herrsche im Choleriker vor, letztere würde in der Milz gebildet und sei Ursache für ein melancholisches Temperament. Das jeweilige Mengenverhältnis zu anderen Körpersäften bestimme über Gesundheit bzw. Krankheit sowie das Temperament eines Menschen (s. Säftelehre).

Hildegard v. Bingen folgt antiken Theoretikern, wenn sie behauptet, dass Trauer und Verzweiflung von der schwarzen Galle kämen. Sie seien in die Welt gekommen, als dem Adam seine Sünde (Gottes Gebot übertreten zu haben) bewusst geworden war. “Denn der Teufel hat bei Adams Fall die Schwarzgalle in ihm zusammengeblasen, die den Menschen manchmal zum Zweifler und Ungläubigen macht.” Und “aus der Traurigkeit wird der Zorn geboren und was ihnen (den Menschen) sonst noch Schaden bringt.”

Konrad v. Megenberg zählt negative Charaktereigenschaften auf, die aus der schwarzen Galle kämen: “unstaetichait, gedürstichait, hohvart, unkäusch …”

Bei Hugo v. Trimberg heißt es: “swem diu galle uf der lebern lit, der ist freislich alle zit” (freislich = schrecklich, grausam, wild).

Vielfältig sind die Heilanzeigen für Tiergalle, die von antiken und mittelalterliche Ärzten überliefert sind. Hippokrates soll nach mittelalterliche Arzneibüchern die Galle eines Rebhuhns oder eines Geiers gegen Augenschmerz verordnet haben. Plinius empfahl Igel-Galle als Mittel gegen Augen- und Ohrenkrankheiten sowie zur Haarentfernung. Hildgard v. Bingen rät zur Behandlung des grauen Stars, über Nacht eine Kompresse mit frischer Ochsengalle aufzulegen. Gegen “Verdunkelung der Augen” nehme man “die Haut der Gallenblase des Fisches, der Wels genannt wird, und trockne diese Haut, nachdem die Galle entleert ist, an der Sonne … Darauf lege man die Haut in … Wein …” und lege sie in vier Nächten für einige Zeit auf die Augen. – Als Mittel gegen Eingeweidewürmer empfiehlt sie Aalgalle (felis anguillae), für Würmer in der Haut Rebhuhngalle.

Der katalanische Arzt Arnaldus de Villanova (13. Jh.) behauptet in seinen “Experimenta contra daemones et maleficia”, dass die Gallenblase eines schwarzen Rüden heilsam sei gegen angehexte Impotenz.

Im “Arzneibuch” des Ortolf von Baierland (13. Jh.) findet sich eine Verordnung noch warmer Hundsgalle gegen Fallsucht und Tollwut.

(s. Geisteskrankheiten, Leber)

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