Kabbalah

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen“ auf 111 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Kabbalah (hebr., = das Empfangene, Überlieferung [der heiligen Lehre]). Ziel der Mystiker aller mittelalterlichen Religionen war die unmittelbare Begegnung mit Gott. Unter dem Namen Kabbalah hat sich die jüdische Mystik im 13. Jh. von Spanien und Südfrankreich her auch unter den Aschkenasim verbreitet. Von grundlegender Bedeutung war dabei das “Buch der Frommen” des Jehuda der Chassid. Die kabbalistische Lehre gründete in gnostischen, neuplatonischen und erotisch-mystischen Vorstellungen. In der von Gott ausgeflossenen Welt spielen auch Engel und Dämonen, Magie und Gegenmagie sowie apokalyptische Vorstellungen eine Rolle. Nach den esoterischen Lehren der Kabbala schuf Gott die Welt und den Menschen durch das Medium der zehnstufigen sefiro’t (Zählungen, Sphären), die zugleich die göttlichen Eigenschaften repräsentieren. Das Böse in der Welt wird mit der menschlichen Sündhaftigkeit begründet, der Folge der Sünde Adams. Diese habe die strafende Gewalt Gottes zur Folge. Durch fromme Werke und gottgefälliges Leben kann die Harmonie wieder hergestellt werden. Darüberhinaus steigt der Mensch durch Andacht und mystische Versenkung auf einer Stufenleiter innerer Läuterung immer höher zum göttlichen Licht empor, gelangt endlich zur Vereinigung mit der geistigen Welt (debekuth = Verbindung). Von entscheidender Bedeutung für die Kabbalistik ist, dass sowohl Gottes als auch des Menschen Vollkommenheit nur durch die Vereinigung des Männlichen und des Weiblichen zustande kommen kann; diese mystische Vereinigung bezieht sich jedoch jeweils auf die Sphäre Gottes und auf die Sphäre des Menschen, nicht – wie in der christl. Mystik – auf das Verhältnis von Mensch zu Gott.

Hauptwerke der Kabbalah waren das Buch “Bahir” (auf orientalischer Gnostik und mittelalterliche Neuplatonismus basierend; 12. Jh.) und das in einem stellenweise dunklen Aramäisch geschriebene “Sefer Ha-Zo’har” (“Lichtglanz”; 13. Jh.), ein durch Symbolik gekennzeichnetes Lehrbuch der Mystik mit dem Endziel der Erkenntnis und Beschreibung Gottes und der göttlichen Schöpfung. Von großer Bedeutung war auch das “Sefer Jezira” (“Buch der Schöpfung”; Endredaktion 9. Jh.), demzufolge die Welt entstanden war aus der Verbindung der Zahlen 1 bis 10 (entsprechend den 10 Grundkräften allen Seins) mit den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets (deren jeder einen geheimen Sinn hat, und mit den Ebenen der Sternenwelt, des Menschenlebens und der Zeit verbunden ist). Deutsche Zentren der Kabbalistik bestanden in Köln und Regensburg. Dem deutschen Zweig der Kabbala wohnte ein starkes “messianisches Moment” (I.J.Yuval) inne – wohl eine Reaktion auf die Verfolgungen der Pestzeit. Der wohl bedeutendste Vertreter der aschkenasischen Kabbala war der Prager Rabbiner Lipmann Mühlhausen (gest. 1421), dem das sog. “Sittenbuch” zugeschrieben wird, eine wichtige Quelle für das zeitgenössische jüdische Leben in Deutschland.

Im weiteren Verlauf ist eine volkstümliche Spielart der Kabbalah (“praktische Kabbalah”) zu einer rein spekulativen Buchstabenmagie verkommen. Im ausgehenden Mittelalter fand die Kabbalistik das Interesse christlicher Humanisten wie Pico dalla Mirandola (“Conclusiones cabbalisticae”, 1486) und Johannes Reuchlin (“De verbo mirifico”, 1494).

(s. Mystik)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,43 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen