Seide

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Seide (mhd. side, ahd. sida; mlat seta, von saeta serica = serisches [d.h. chinesisches] Tierhaar; auch seta cathaya = Seide aus Cathay = Nordchina; Wortbildung nach chines. sze/Seide). Die Technik der Seidengewinnung war um 3000 v. Chr. in China entwickelt worden. Im antiken Rom und Byzanz kannte man Weberei von Luxusstoffen aus chinesischer Rohseide, die über die ® Seidenstraße importiert worden war.

Die Serikultur wurde von einer chinesischen Prinzessin im 4. Jh. nach Ost-Turkestan mitgebracht. Von dort gelangte sie unter Kaiser Justinian (im 6. Jh.) nach Byzanz – Prokop zufolge eingeschmuggelt durch syrische Mönche, welche die Eier des Seidenspinners und Samen des Maulbeerbaums in ausgehölten Wanderstäben mit sich führten – und im 10. Jh. über Nordafrika in die arabisch besetzten Gebiete Siziliens und Spaniens, wo ausgedehnte Plantagen der Futterpflanze (Morus alba [weiße Maulbeere]) zur Zucht der Seidenspinner-Schmetterlinge (Bombyx mori [Maulbeerseidenspinner]) angelegt wurden.

Zur Herstellung des Seidenfadens wurden zunächst die Kokons in heißem Wasser vorbehandelt, um die darin befindliche Larve (mhd. loup-wurm) abzutöten und um den leimartigen, wasserlöslichen Seidenbast (Sericin) zu entfernen. Danach wurden die zweifädigen Kokonfäden in einer Länge von 800 bis 1.200 m vom Kokon abgehaspelt, zu mehreren zusammengefasst und verzwirnt.

Die Serikultur fasste – ausgehend von Byzanz und vom muslimischen Orient – im 10./12. Jh. zunächst in Spanien (Almeria), Sizilien (Palermo), Oberitalien (Venedig, Lucca, Bologna) und Südfrankreich (Provence) Fuß. Bis dahin waren luxuriöse Seidenstoffe für die kirchliche und weltliche Prominenz aus China (s. Seidenstraße), aus Byzanz, Syrien, Persien, Ägypten und aus arabischen Ländern eingeführt worden.

Seide war – nach Perlen, Edelsteinen und Safran – das wertvollste der Handelsgüter: im 15. Jh. wurde sie für den zehnfachen Preis dessen für Pfeffer gehandelt.

Nach Deutschland wurde Seidengarn vom 13. Jh. an aus Italien (Venedig) und vom 14. Jh. an aus Südfrankreich (Lyon) importiert. Vordem war nur fertiges Seidengewebe aus China, Byzanz und den arab. Ländern eingeführt worden. Das dt. Seidengewerbe (Seidenweberei, -färberei, -stickerei) hatte sich zunächst in Augsburg und Ulm (13. Jh.), bis zum Ende des Mittelalter auch in Regensburg, Nürnberg, Mainz, Frankfurt und Hildesheim, vor allem aber in Köln etabliert, das allein zu überregionaler Bedeutung in Seidenwarenproduktion und -ausfuhr gelangte, und wo ein Amtsbrief der Seidenweberinnen von 1437 überliefert ist. In Köln bestanden seit dem 14. Jh. eine Seidenhalle und ein Seidenmarkt, seit 1470 auch ein eigenes Ratsgremium, das Seidenamt. Kölner Seidenweberinnen waren zünftisch organisiert und rechtsfähig; sie konnten sich also vor Gericht selbst vertreten, konnten Zeugnis ablegen, schwören und Unterschriften leisten. – Seidenweberei und -stickerei waren auch im übrigen Deutschland ausschließlich Frauenarbeit, die als häusliches Verlagsgewerbe organisiert war.

(s. Atlas, Baldekin, Damast, Garn, Lampas, Muschelseide, Samt, Seidenstraße, Seidenzwirnmühle, Taft, Zendal)

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