Aachen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Aachen (mhd. Ahha; v. lat. aquae = Quellen). Karl der Große baute zwischen 790 und 800 ein Hofgut seines Vaters, des Frankenkönigs Pippin, das in dem ehemaligen römischen Militär-Kurbad Aquisgranum (eigtl. Aquae Grani = Quellen des [kelt. Heilgottes] Grannus) gelegen war, zu einer Königspfalz aus, und machte den Ort zum Zentrum des Karolingerreiches (“sedes regni”, “Roma secunda”). Seit 794 war Aachen Karls Winterresidenz, seit 804 sein ständiger Wohnsitz. Zu der Anlage gehörten ein innerer und ein äußerer Pfalzhof, die am inneren Hof gelegene Königshalle (aula regia), Mannschaftsunterkünfte und Verwaltungsbauten, ein Bau der als Toranlage und Gerichtshalle des Herrschers diente, die kreuzförmige Pfalzkirche mit der oktogonalen Pfalzkapelle, ein Gebäude für geistliche Feiern und Synoden, der kaiserliche Wohnpalast, die Hofschule, ein Tiergarten, Lust- und Pflanzgärten und eine Therme mit Schwimmbecken.

881 fielen die Normannen ins Frankenreich ein und plünderten auch die Aachener Pfalz, wobei ihnen allerdings nur ein Bruchteil der Schätze in die Hände fiel. In der von Karl über den Resten eines heidnischen Tempels errichteten Pfalzkapelle sollten zwischen 936 (als Otto I. d. Gr. die Pfalzkapelle zur Krönungskirche erhoben hatte) und 1531 dreißig deutsche Könige gekrönt werden. Um die Pfalz wuchs eine Siedlung, deren Markt den Handel und damit Reichtum anzog. Vom 12. Jh. an war Aachen nach Köln das bedeutendste Zentrum der Tuchmacherei. Nach der Heiligsprechung Karls d. Gr. und der Übertragung seiner Gebeine in die Pfalzkapelle (durch Friedrich I. Barbarossa, 1165) erlangte das Aachener Münster, das wegen seiner Reliquien schon bis dahin Pilger angezogen hatte, als Wallfahrtsort überregionale Bedeutung. 1166 wurde Aachen zur Stadt erhoben und 1172 erstmals mit einem Mauerring umgeben. Das weitere Stadtwachstum erbrachte die Notwendigkeit eines zweiten Mauerrings, der 1356 fertiggestellt wurde. 1336 kam Aachen in den Rang einer Freien Reichsstadt, verlor aber gegen Ende des Mittelalters an Bedeutung.

Die Pfalzkapelle Karls d. Gr. zu Aachen, geweiht um 800, zählte zu den bedeutendsten Wallfahrtsstätten Europas. Der Bau gibt dem Willen des Kaisers, die Tradition des röm. Reiches fortzuführen, durch Verwendung antiker Bauteile sichtbaren Ausdruck. Der innen achteckige, am Außenumfang sechzehneckige Zentralbau war der erste vollständig überkuppelte Steinbau nördlich der Alpen. Grundsteinlegung war 798, die Bauleitung unterstand laut Inschrift dem Franken Odo von Metz, die Weihe fand 805 statt. An den oktogonalen Zentralbau wurden später weitere Bauglieder zum Gesamtbau des Aachener Münsters angefügt, so die gotische Hochchorhalle, ein got. Turm und ein Kapellenkranz. Der Reliquienschatz war von Karl selbst begründet worden und wurde durch Übertragungen in der ersten Hälfte des 13. Jh. erweitert; die wichtigsten Heiltümer waren ein Kleid Mariens (das sie in der Hl. Nacht getragen hatte), Windeln des Jesuskindes, das Lendentuch des Gekreuzigten und das Leichentuch Johannes des Täufers. Als weitere Hauptreliquien wurden ein Stoffgürtel Mariens, ein Ledergürtel Jesu und ein Stück vom Strick der Geißelsäule verehrt. Vom 13. Jh. an sind Pilgerfahrten und Heiltumsweisungen bezeugt. Aachenfahrten (mhd. achvart) unternahmen neben deutschen auch Pilger aus weit entfernten Ländern. Von 1349 an wurden die Reliquien, außer bei Königskrönungen, nur mehr in siebenjährigem Turnus, jeweils im Zeitraum von sieben Wochentagen vor und nach dem Weihetag des Münsters (17. Juli) gezeigt. Im Jahr 1496 sollen an einem Tage 142.000 Pilger gezählt worden sein.

Von den historischen Gebäuden, die nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs erhalten geblieben waren oder wiederhergestellt worden sind, seien genannt: das schon beschriebene Münster, das got. Rathaus (erbaut im 14. Jh. über den Fundamenten der karolingischen Königshalle, mit neugot. Nordfassade), Reste der mittelalterliche Stadtbefestigung: Marschiertor, Ponttor und Langer Turm (14.Jh) und das “Grashaus” (13. Jh., ältestes Aachener Rathaus, nur Fassade erhalten. Der Name rührt daher, dass ursprünglich hinter dem Bau ein grasbewachsener Hof lag, der als Bauhof genutzt wurde.)

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