Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Ackerbau (mhd. ackerganc; zu mhd. acker, ahd. ackar, eigtl. = Viehweide). Unter Ackerbau soll hier nur der Anbau von Kulturpflanzen zur Nahrungsgewinnung verstanden sein. Die fundamentale Technik beim Ackerbau war das Pflügen. Hierfür stand im Frühmittelalter nur der primitive hölzerne Hakenpflug mit eisernem Pflugmesser zur Verfügung. Damit konnte der Boden lediglich gelockert und zerkrümelt werden. Vom 13. Jh. an löste der Wendepflug (s. Agrartechnik) den Hakenpflug ab. Gezogen wurde er meist von Ochsen, seltener von Pferden. Ochsengespanne waren mit dem hölzernen Joch angespannt, das auf Hörnern und Stirnbein oder auf dem Nacken der Tiere lastete. Pferde wurden am Hals angeschirrt, wodurch die Atmung behindert und die Leistung gemindert wurde. Vom 10. Jh. an verbesserte die Einführung des Kummets die Zugleistung erheblich. Das Pflügen erforderte mindestens zwei Arbeitskräfte: den Pflüger, der den Pflug lenkte und in den Boden stemmte und den Treiber, der die Zugtiere führte.
Waren die Äcker umgebrochen und geeggt, gegebenenfalls noch gejätet und Steine ausgelesen, konnte das Säen beginnen (s. Saat). Säer und Säerinnen streuten das Saatgut aus dem Sätuch oder dem umgeschlagenen Obergewand mit weitausholender Armbewegung über die Furchen; die Arbeitsweise war rhytmisch: beim Vorführen des linken Fußes wurde eine Handvoll Saatgut aufgenommen, beim Vorführen des rechten Fußes wurden die Körner ausgestreut. Nach der Saat drohten Krähen, Tauben und andere Vögel das Saatgut aufzupicken; daher wurden frisch gesäte Felder noch einmal geeggt. Zudem scheuchten Kinder die Vögel mit Lärmen, Steinwürfen, Schleudern und Pfeilschüssen. Während des Wachstums musste das Unkraut durch Jäten niedergehalten werden. – Erbsen und Bohnen wurden in mühsamer Arbeit in Löcher gesät, die mit einem spitzen Stab gemacht worden waren.
Das reife Getreide (s. Roggen, Hafer, Weizen, Dinkel, Gerste, Hirse, Emmer [s. Weizen]) wurde mit der Sichel auf halben Halm geschnitten. Erst mit dem Aufkommen der Sense im Hochmittelalter konnte auch auf ganzem Halm geerntet werden, jedoch wurde in manchen Gegenden bei der Kornmahd noch lange die Sichel bevorzugt. Außer Getreide brachte die Ackerwirtschaft noch Rüben, Ackerbohnen, Buchweizen, Erbsen, Linsen, Flachs, Hanf und Farbpflanzen (s. Waid, Krapp u.a.).
(s. Einfeldwirtschaft, Zweifelderwirtschaft, Dreifelderwirtschaft, Brache, Düngung, Ernteertrag, Feldgraswirtschaft)