Agrarwirtschaft

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Agrarwirtschaft. Die Landwirtschaft war der wichtigste Wirtschaftsbereich des MA; auf dem Land waren mehr als vier Fünftel der Bevölkerung tätig, um Adel, Klerus und die wachsende Stadtbevölkerung zu ernähren. Die Agrarwirtschaft wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflußt, so von den natürlichen Gegebenheiten des Wirtschaftsraumes (Klima, Bodenqualität, Höhenlage, Niederschlagsmenge), den rechtlichen Rahmenbedingungen (s. Grundherrschaft), vom Stand der landwirtschaftlichen Produktionsmittel (s. Agrartechnik, bäuerliches Gerät, Zugtiere), vom Wissensstand der Bauern (um Bodennutzung, Pflanzen- und Tierzucht) und von demographischen Größen (Bevölkerungsentwicklung und -wanderung).

Im Frühmittelalter wurde Landwirtschaft überwiegend als Urwechselwirtschaft oder als einfache Feldgraswirtschaft (mit extensivem Anbau von Getreide und Gemüse bei umfangreicher Viehhaltung) betrieben. Die hochmittelalterliche Aufschwungphase vom 11. bis 13. Jh., gekennzeichnet durch die Intensivierung von Landesausbau und Bodennutzung (s. Dreifelderwirtschaft), brachte mit der Zunahme der Produktion ein Ansteigen der Bevölkerungszahl. Da mit weniger Menschen ein Nahrungsmittelüberschuss erzeugt wurde, wurden ländliche Arbeitskräfte freigesetzt, kam es zum Wachsen der Städte und zum Aufschwung der Handwerke. In der zweiten Hälfte des 14. Jh. ergab sich im Gefolge des seuchenbedingten Bevölkerungsschwundes zu einer Agrarkrise, welche Rückgang des Getreideanbaus, Wüstungen und Ausbreitung des Waldes in landwirtschaftlichen Rückzugsgebieten mit sich brachte. Da nun einerseits die Kuh- und Schafhaltung in geringerem Maße mit dem Ackerbau konkurrieren mußte, andererseits die wachsende Kaufkraft der städtischen Bevölkerung eine steigende Nachfrage nach Fleisch mit sich brachte, ergab sich eine Ausweitung der Viehhaltung. Auch Weinbau, Obstbau, Teichwirtschaft und der Anbau von Industriepflanzen (s. Flachs, Hanf, Krapp, Waid, Textilfarben) erfuhren im 15. Jh. einen markanten Aufschwung.

(s. Ackerbau, Almwirtschaft, Bevölkerungsdynamik, Bodennutzungsformen, Tierhaltung, Überschusswirtschaft)

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