Amboss

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Amboss (mhd. ane-, anboz = das worauf man schlägt; lat. incus). Der Amboss ist eines der ältesten passiven Werkzeuge der Menschheit und war schon in der Altsteinzeit (vor ca. 200.000 Jahren) in Gebrauch. Er bestand aus Stein und wurde zur Unterlage bei der Herstellung von Waffen und Werkzeugen aus Feuerstein benutzt. Als in der Kupfersteinzeit (6. Jahrtsd. v.u.Z.) in Vorderasien Abbau und Verhüttung von Kupfererz erfunden waren, schmiedete man Axtköpfe auf steinerne Ambossen kalt aus. In der Bronzezeit (2200 – 800 v.u.Z.) hat es mancherorts auch Ambosse aus Bronze gegeben (was z.B. Funde aus Schweizer Pfahlbauten belegen), die man zum Kaltschmieden von Metall (Bronze) benutzte. Erste Ambosse aus Eisen kamen in der Hallstadtzeit auf (auch “vorrömische Eisenzeit” genannt; 800 – 450 v.u.Z. ), gleichzeitig damit entstand die Technik des Heißschmiedens. In Nordeuropa hat man noch bis in die Wikingerzeit (800-1050) den Amboss aus Stein verwendet.

Das Kernstück eines mittelalterliche Amboss’, der sog. Rohamboss, bestand aus Weicheisen. Er war zur Stoßdämpfung auf einem Holzblock (Baumstumpf) gelagert und hatte auf seiner Oberfläche eine Stahlplatte aufgeschweißt, die sog. Ambossbahn. Für die diversen Metallerzeugnisse und Bearbeitungsformen gab es Ambosse verschiedener Größe und Ausformung, von dem schweren der Hammermühlen bis zum tragbaren der ambulanten Kesselflicker (s. Kesselschmied). Wegen der aufwendigen und schwierigen Herstellungsweise fanden Ambosse erst im 14. Jh. weitere Verbreitung.

Im mittelalterliche Aberglauben hat der Amboss keine größere Rolle gespielt; einzig bei der Veranstaltung lauten Lärmens zur Abwehr von Unheil fand er Verwendung, etwa wenn der Schmied und und seine Gesellen das Neue Jahr mit weithin klingenden Hammerschlägen begrüßten. – Juden wurden einer Art der Hostienschändung verdächtigt, bei der sie konsekrierte Oblaten auf einen Amboss legten und sie mit Hammerschlägen zermalmten. – Die Echtheit von Diamanten sollte man laut Plinius d. Ä. erkennen, indem man ein fragliches Exemplar auf den Amboss legte und mit dem Hammer darauf einschlug: echter Diamant ließ dabei den Hammerkopf zerspringen und selbst den Amboss bersten.

(s. Schmied, Werkzeuge zur Metallbearbeitung)

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