Apfel

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Apfel (afd. apful; mhd. apfel, epfel; lat. malum; botan. Malus domestica, viele Arten). Von dem aus dem chines. Tien-Schan-Gebirge stammenden sommergrünen Kernobstbaum und -strauch (mhd. apfalter, affalter; botan. Malus sieversii) stammen sämtliche der weltweit verbreiteten Arten ab (nicht aber der Granatapfelbaum). Die rundliche, essbare, süß bis sauer schmeckende Frucht von roter, gelber oder grüner Farbe war schon in der Antike als Nahrungsmittel und Opfergabe bekannt und wurde im Westen von Sumerern, Babyloniern, Ägyptern, Griechen und Römern kultiviert. Sie besteht zu 85% aus Wasser und enthält Vitamine, Mineralstoffe, Fruchtsären, Pektin und Ballaststoffe. – Zwar hat es auch in Nordeuropa wilde Arten des Apfelbaums (Holzapfel; Malus sylvestris) mit kleinwüchsigen Früchten schon in vorgeschichtlicher Zeit gegeben. Kulturäpfel, auf die unsere heutigen Sorten zurückgehen, wurden aber erst von den Römern eingeführt. Nach dem Untergang des Römischen Reiches lebte im Frühmittelalter die Gartenkultur in Klostergärten und herrschaftlichen Pflanzungen wieder auf. Schon Karl d. Gr. hat in seinem Capitulare de villis die Anpflanzug von Apfelbäumen gefordert. (De arboribus volumus quod habeant, pomarios diversi generis …”/”Von Bäumen wollen wir, dass man habe Apfelbäume verschiedener Art …” Es folgt eine Aufzählung von Namen der verschiedenen Arten.) – Seit dem 13. Jh. erschienen Enzyklopädien über Natur, Landwirtschaft und Botanik wie z.B. “De proprietatibus rerum” des Bartholomaeus Anglicus, in denen sich der Apfelbaum und seine Früchte beschrieben finden. – In Lustgärten schätzte man außer den Früchten die weiße oder zartrosa Blüte, den Blütenduft und den Schatten von Apfelbäumen. – Der Großteil der Bevölkerung sammelte Wildäpfel des incultum, des unbebauten Landes. Erst im Spätmittelalter kamen ausweislich zeitgenössischer Miniaturen größere Apfelpflanzungen auf, in denen zur Erntezeit durch den Einsatz ganzer Dorfgemeinschaften die Äpfel mit langen Stangen von den hochstämmigen Bäumen geschlagen wurden (dargestellt in einer HS des “Ruralia commodorum” des Petrus de Crescentiis von 1460).

Frische oder getrocknete Äpfel, auch Lageräpfel, waren geschätzt als Beikost, zur Aufwertung anderer Speisen, in Form von Mus oder als Bratapfel. Apfelsaft, -most und

-wein waren für die Kleinen Leute feste Bestandteile des Getränkeangebots im Herbst. Apfelmost wurde auch zu Essig vergoren.

In den Mythen vieler Völker spielt der Apfel eine Rolle als Fruchtbarkeits- und (besonders der rote) als Liebessymbol, der Apfelbaum als Baum des Lebens. Um einen “Zankapfel” ist der Trojanische Krieg entbrannt und entstand der erbitterte Streit der Göttinen Hera, Athene und Aphrodite darum, wer von ihnen die Schönste sei. In Legenden um St. Dorothea und St. Nikolaus spielen Äpfel eine Rolle. Auch in den Sagen und Märchen des Mittelalter haben Apfel und Apfelbaum einen Platz. Das mittelalterliche Brauchtum kannte den Apfel als Minnegabe. In der christlichen Kunst war der Apfel sowohl Symbol des Sündenfalls (malum a malo = das Böse kam vom Apfel) als auch der Weltherrschaft. Ein Apfel in der Hand Mariens verweist auf die durch sie überwundene Erbsünde, ein Apfel in der Hand des Jesusknaben auf die göttliche Weltherrschaft. Als Zeichen universaler weltlicher Herrschaft erscheint ein Reichsapfel – als Symbol der Weltkugel – schon zur Zeit Karls d. Gr. und blieb fürderhin Teil der Reichsinsignien.

Auch in der mittelalterliche Heilkunde hatte der Apfel seinen Platz. Hildegard v. Bingen schreibt in ihrer “Physica”: “Der Apfelbaum ist warm und feucht und zwar von solcher Feuchtigkeit, dass er sogar zerflösse, würde er nicht von der Wärme zusammengehalten… Den Kranken schaden rohe (Äpfel) eher, weil sie schwächlich sind. Aber die gekochten und gebratenen Äpfel sind sowohl für die Kranken, als auch für die Gesunden gut.” (Zit. nach Bozena Gartler) – Der mittelalterliche Heilkunde galt der Apfelbaum als “Apotheke Gottes”; sie verwendete frische Äpfel u.a. gegen Gicht, Nieren- und Leberleiden, fein gerieben Apfel gegen Durchfall, Apfelschalentee und Apfelbaumrindentee gegen Fieber, verdünnten Apfelessig zum Gurgeln gegen Halsweh u.v.a.m.

Ma. Aberglauben zufolge schützt ein Apfelzweig im Palmbuschen vor Halsweh, und ein am Morgen hoher Feiertage (Ostern, Pfingsten, Karfreitag, Weihnachten) auf nüchternen Magen gegessener Apfel soll ein Jahr lang vor Zahnweh schützen. – Gegen Warzen nahm man zwei Apfelhälften, legte sie unter und über die befallene Stelle, fügte sie dann wieder zusammen und vergrub sie. Sobald sie verfault waren, waren auch die Warzen vergangen. – Aus Apfelholz gefertigte Wünschelruten galten als besonders mutungskräftig.

Aus dem harten Holz von Holzapfelstämmen fertigte man stark beanspruchte Teile wie z.B. die Getriebezapfen von Zahnrädern.

(s. Granatapfel, Obstbau, Pomade)

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