Aristoteles

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Aristoteles (384 – 322 v.Chr.), griechischer Philosoph und Naturwissenschaftler, geboren in Stageira (in der Nähe des heutigen Thessaloniki) als Sohn von Nikomachos, einem Leibarzt des makedonischen Königs Amyntas III. Auch seine Mutter stammte aus einer Arztfamilie, wohnhaft in Chalkis auf Euboia, und so ist Aristoteles im Dunstkreis von Wissenschaft, Bildung und ärztlicher Kunst aufgewachsen. Mit 17 Jahren trat er als Schüler in die Athener Akademie Platons ein, dessen Freund er wurde. 20 Jahre lang forschte und lehrte Aristoteles in Athen, bevor er die Stadt aus politischen Gründen verlassen musste. 343 wurde er von Philipp II. mit der Aufsicht über die Erziehung von dessen Sohn Alexander betraut, der später den ehrenden Namenszusatz “der Große” erhielt. 335 kehrte Aristoteles nach Athen zurück und lehrte an einer öffentlichen Schule, dem Lykaion, welches in der Folgezeit zu einem neuen Wissenschafts- und Studienzentrum neben der Akademie wurde. 322 ging er erneut unter politisch motivierten Vorwürfen ins Exil; im Haus seiner Mutter in Chalkis ist er im Alter von 62 Jahren gestorben.

Die Lehren des Aristoteles waren durch Vermittlung arab. und jüd. Philosophen im christl. Abendland wieder bekannt geworden, nachdem sie aufgrund der rigorosen Wissenschaftsfeindlichkeit der frühen Kirche bis auf wenige Schriften in Vergessenheit geraten waren. Wesentliche Bereicherung der Aristoteles-Kenntnis brachten erst die Übersetzungen, wie sie im Lauf des 13. Jh. von Konstantinopel und Spanien her bekannt wurden (s. Übersetzer).

Das Studium der aristotelischen Naturphilosophie und Metaphysik war kirchlicherseits bei Androhung der Exkommunikation verboten (Pariser Synode, 1210; Laterankonzil, 1215). Nicht verboten war das Studium der Logik des Aristoteles. Papst Gregor IX. erneuerte in einer Bulle von 1231 das Studienverbot der naturphilosophischen Werke, bis zu deren “Säuberung” durch eine besondere Theologenkommission. Diese päpstliche Intervention griff zwar an der damals führenden Pariser Universität, nicht jedoch an der Universität von Oxford. Dort kam es, vor allem durch den Theologen und Philosophen Robert Grosseteste, zu einer frühzeitigen Rezeption der aristotelischen Naturphilosophie und Metaphysik. In Paris wurden die Werke des Aristoteles 1255 offiziell ins Lehrprogramm aufgenommen. 1277 verurteilte der Bischof von Paris 219 theologische Lehrsätze des Thomas von Aquin, wodurch auch dessen Lehrer Albertus Magnus und der Oxforder Gelehrte Roger Bacon und mit ihnen die gesamte scholastische Philisophie unter den Generalverdacht der Häresie gerieten.

Im 13. Jh. lassen sich drei Richtungen der Auseinandersetzung mit dem Aristotelismus unterscheiden:

1. Die Richtung einer weitgehenden Verschmelzung des Aristotelismus mit der christlichen Theologie. Hierfür stehen Namen wie Albertus Magnus und Thomas von Aquin.

2. Die orthodoxe Richtung des absoluten Primats der Theologie vor der Philiosphie. Besonders der Franziskanerorden pflegte diese Position.

3. Die Richtung des heterodoxen Aristotelismus, die für eine strikte Trennung von Theologie und Philosophie eintrat. Philosophen dieser Richtung entwickelten ein rationalistisches Weltbild, gestützt auf die Aristoteleskommentare des Ibn Ruschd (s. Averroes). Vertreter dieses “lateinischen Averroismus” – wie etwa Siger von Brabant – waren ständiger Polemik und Häresiebeschuldigungen seitens der Orthodoxie ausgesetzt, konnten aber nie zum Schweigen gebracht werden.

Die Lehren des Aristoteles lassen sich in fünf Teile gliedern:

1. Logik (Lehre vom Erkennen). Hauptthema der Logik ist die Technik der Erkenntnisbildung und die Ordnung des Erkannten nach Kategorien – verschiedene Aussagen, die sich über einen Gegenstand machen lassen: Qualität, Quantität, Relation, Lage, Örtlichkeit, Zeitlichkeit, Tätigkeit, Leiden, und Zustand.

2. Physik (Lehre von der Welt). Hierher gehört auch die Naturphilosophie. Aus fünf Grundelementen (dem unveränderlichen Himmelsäther und den miteinander reagierenden irdischen Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer) ist die Welt gemacht und entwickeln sich die natürlichen Stoffe. Den organischen Wesen allein kommt Seele zu, wobei die Pflanzenseele nur ernährende, die Tierseele ernährende, fortbewegende sowie wahrnehmende und die Menschenseele ernährende, fortbewegende, wahrnehmende sowie denkende “Form” des jeweiligen Organismus ist. (Unter “Form” ist das sich selbst verwirklichende Entwicklungsprinzip zu verstehen.) Mit dem Bekanntwerden der aristotelichen “Physik” um die Mitte des 12. Jh. sollte sich das Abendland einer abweichenden Form des christl. Schöpfungsglaubens zuwenden.

3. Metaphysik (Lehre von den Gründen der Welt). Ein natürliches Ding (Pflanze, Tier) bildet sich aufgrund einer Form, die schon vor der dinglichen Existenz da war und das vergängliche Ding überdauert. Gott allein ist reine Form und kann ohne Zusammenhang mit Stoff gedacht werden. Für die natürlichen Dinge gilt die Lehre von den vier Ursachen (Materie, Form, Wirkursache und Zweck). Die Bewegung in der Welt und die Form der Dinge setzen eine Ursache voraus, eine Ursache in einem Unbewegten, in einer reinen, transzendenten Form. Unbewegtheit und reine Form (im Gegensatz zu den “Formen” der Dinge), ohne Zusammenhang mit “Stoff” und abgesondert von der Welt, sind die Voraussetzungen für das Zustandekommen der stofflichen Dinge und der Bewegung. Dieser unbewegte Geist, die reine Form, wird “Gott” genannt.

4. Ethik (Lehre vom richtigen Leben). Das Leben des Menschen zielt auf Glückseligkeit. Erreicht wird sie durch tugendhaftes, vernunftbestimmtes Tun. Durch Erfahrung wächst Einsicht in richtiges Verhalten, welches die Mitte hält zwischen Zuviel und Zuwenig. Die tugendfördernde Gemeinschaft, derer der Mensch als zoon politicon bedarf, ist nach der Familie und der Gemeinde der Staat. Der höchste Zweck des Staates ist die Glückseligkeit der Bürger.

5. Poetik (Theorie der Dichtung, besonders der Tragödie).

Die Kritik der Kirche entzündete sich vor allem an folgenden Grundsätzen der aristotelischen Naturlehre: 1.) Die Welt ist ewig; bei dieser Voraussetzung bleibt kein Raum für die Schöpfung. 2.) In einer kausal geordneten Natur können keine die Kausalität durchbrechenden Wunder auftreten. 3.) Die Seele ist an den Körper gebunden und so wenig unsterblich wie dieser (nur die von außen eingefügte Vernunft ist unvergänglich). 4.) Der von Aristoteles angenommene “Unbewegte Beweger” (Gott) lässt sich nicht mit dem personalen Gott des Christentums vereinbaren. 5.) Ebensowenig stimmt der auf sich selbst bezogene, sich selbst genügende Gott des Aristoteles mit der heilsgeschichtlichen Einflussnahme des Christengottes überein.

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