Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Augustinismus. Das theologische und philosophische Denken des Mittelalter war bis zur Mitte des 13. Jh. im Wesentlichen durch Gedanken des Aurelius Augustinus bestimmt. Nach der Bibel galt Augustinus als oberste Instanz. Bedingt durch den unsystematischen Charakter und durch den immensen Umfang seines Werkes konnte es nicht als Ganzes rezipiert werden, und so kam es schon kurz nach Augustins Tod zum ersten Sammelwerk Augustinischer Sentenzen (um 550, Prosper von Aquitanien). Die wohl bedeutsamsten Schriften dieser Art sind die „Excerpta ex operibus S. Augustini“ des Bischofs Eugippius (um 550) und das „Milleloquium veritatis“ des Bischofs Bartholomäus de Urbino (1350).
Von großer Bedeutung für die Rezeption des theologischen Augustinimus (Sünden- und Gnadenlehre, Sakramenten- und Trinitätslehre, Prädestination und Zwangsmaßnahmen gegen Glaubensabweichler u.a.m.) waren Leo der Große und Gregor der Große.
Der philosophische Augustinismus geht von der Vollendung der Philosophie durch die Theologie aus und verneint einen glaubensunabhängigen Gebrauch der Vernunft.
Der politische Augustinismus basiert auf dem Gegensatz von geistlicher und weltlicher Macht (s. Zwei-Schwerter-Theorie); diese Idee wurde vor allem von Papst Gelasius I. vertreten.
Im Mönchtum haben augustinische Texte in den Regeln der Augustiner-Chorherren, Augustiner-Eremiten und Prämonstratenser Niederschlag gefunden. Insgesamt haben sich sowohl klerikale Eiferer und Vertreter päpstlicher Zentralgewalt als auch antiklerikale Reformer aus dem unerschöpflichen Fundus des Augustinismus´ bedient.