Bayern

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Bayern (Baiovarii, Bajuwarii, Baiobari, Baibari; erste Namensnennungen bei Jordanes und Venantius Fortunatus [6. Jh.]). Zu Beginn des 6. Jh., etwa zwei Menschenalter nach dem Abzug der Römer (488), sickerten vom Lande Bojo oder Baia (wahrscheinlich Böhmen-Mähren) her heidnische Stammesgruppen in den Raum zwischen den Alpen, Lech und Donau ein. Es scheint anhand der Sprachverwandtschaft sicher zu sein, dass die Zuwanderer germanischer Abstammung und eng mit den Alamannen verwandt waren. Sie nahmen die christl. Religion an und wurden – mit Duldung des gotisch-thüringischen Bündnisses – zur beherrschenden und namensgebenden Macht in dem sich neu herausbildenden Großstamm der Bajuwarii. In diesem gingen Reste der romanisierten keltischen Urbevölkerung auf, sowie zugewanderte Thüringer, Franken, Alamannen, Langobarden, Ostgoten und im Lande verbliebene röm. Veteranen und Siedler aus allen Teilen des zugrundegegangenen Imperiums. (Den Vorgang der Stammesentstehung bezeichnen Historiker als Ethnogenese.)

Das Stammesherzogtum der Baiern wurde 560 von den fränkisch-, langobardisch- oder burgundischstämmigen Agilolfingern begründet, die in enger Bindung an die merowingischen Könige standen. Der Agilolfinger-Herzog Tassilo I. und seine Nachfolger konnten die baierischen Grenzen bis nach Südtirol und bis an die Enns ausdehnen; im Norden herrschten sie über die Einzugsgebiete von Naab und Regen und im Nordwesten über die Länder bis hin an Rednitz und Pegnitz. Herzog Tassilo III. begab sich unter die Lehenshoheit des Frankenkönigs Pippin (757 in Compendio/Compiegne), versagte diesem jedoch 763 Heerfolge und Treue und wurde deswegen 25 Jahre später durch Karl d. Gr. auf dem Ingelheimer Hoftag (788) zum Tode verurteilt, gnadenhalber jedoch nur verstümmelt und auf Lebenszeit in ein Kloster verbannt. Die Angehörigen der tassilonische Sippe wurden ebenfalls in Klosterhaft getan. Mit dem Urteil erlosch des Erbrecht der Herzogsdynastie, Bayern verlor seine Selbständigkeit und wurde fränk. Provinz – verwaltet von fränk. Präfekten nach bayerischem Recht. Die geographische Unterteilung in Gaue (pagi) wurde dabei i.d.R. entsprechend derjenigen der Grafschaften (comitatus) beibehalten (s. bayerische Gaue). Das karolingische Großreich profitierte von den vielfältigen Beziehungen Bayerns zu seinen Nachbarn im Osten, Südosten und Süden und baute diese weiter aus.

Karolingische Herrscher in Bayern waren: Ludwig I. d. Fromme (814/15), Ludwig II. d. Deutsche (817 – 76, seit 826 in Regensburg als König der Bayern), Karlmann (876 – 80), Ludwig III. d. Jüngere (880 – 82), Karl d. Dicke (882 – 87), Arnulf von Kärnten (887 – 99) und Ludwig IV. d. Kind (899 – 911). Dem letzten der Karolinger folgten Herzöge aus dem Haus der Luitpoldinger (benannt nach Markgraf Luitpold von Kärnten [895 – 907]): Herzog Arnulf (907 -37), Herzog Eberhard (937 – 38, von Otto I. mit Waffengewalt vertrieben und spurlos verschwunden) und Herzog Berthold (938 – 47, ein Bruder Herzog Arnulfs, von Otto I. eingesetzt). Im 10. Jh. hatte Bayern seine größte Ausdehnung: es reichte vom Lech bis in die ungarische Tiefebene, vom Fichtelgebirge bis nach Oberitalien und an die Adria. – Unter Otto I. wurde das Eigenleben des bayerischen Herzogtums entscheidend geschwächt: durch Ottos Bruder, nach Bertholds Tod als Herzog Heinrich I. (947 – 55) eingesetzt, wurde es eng in das sächsische Kaiserreich eingebunden. Heinrichs I. Sohn, Herzog Heinrich II. der Zänker (955 – 76), erhob sich 976 gegen Otto II., um auch Herzog von Schwaben zu werden. Nach seiner Niederlage wurde das Herzogtum geteilt: es entstanden die Ostmark (Markgrafschaft Österreich), das Herzogtum Kärnten-Friaul-Verona und das eigentliche Bayern. 1070 kam Bayern an die Welfen, 1180 an die Wittelsbacher (die bis 1918 regieren sollten). Diese erwarben 1214 die Rheinpfalz und um die Mitte des 13. Jh. die Oberpfalz. Durch Erbschafts-Rivalitäten unter den Dynasten kam es zu mehreren Landesteilungen. (1255 – 1340 bestanden Oberbayern [mit der Rheinpfalz] und Niederbayern; 1392 gab es die Herzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut und Bayern-München.) Erst Herzog Albrecht IV. Weise (1460 -1508) vereinigte die rivalisierenden Herzogtümer und sicherte mit seinem Primogeniturgesetz (1506) die Einheit des Landes.

Der herzögliche Hof war bis ins 13. Jh. in Regensburg, danach in München. Weitere Herzogsresidenzen gab es – je nach Erbteilung – in Burghausen, Ingolstadt und Landshut. Die Landesuniversität zu Ingolstadt wurde 1472 gegründet.

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