Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Bebenhausen (erstmals1187 als „cenobium Bebinhusen“ genannt). Einstige Zisterzienserabtei, ca. 4 km nördlich von Tübingen in dem Waldgebiet Schönbuch gelegen. Um 1180 gründete Pfalzgraf Rudolf von Tübingen ein Kloster als Familiengrablege, und übereignete es Mönchen des Prämonstratenserordens. Nachdem diese den Ort noch vor 1190 „ohne bestimmten Grund“ wieder verlassen hatten, ersuchte Pfalzgraf Rudolf das Zisterzienserkloster Schönau im Odenwald um Einrichtung eines Filialklosters in Bebenhausen. Als erster Abt bezog Diepold 1190 mit 12 Brüdern die von den Prämonstratensern zurückgelassenen Gebäude. Im 13. Jh. erlebte das Kloster nach anfänglichen finanziellen Schwierigkeiten einen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg zum reichsten Kloster Württembergs. Gegen Ende des Jh. zählte der Konvent 60 – 80 Chormönche, dazu kamen ca. 130 Laienbrüder. An der höchsten Stelle des Klosterareals liegt die Klosterkirche St. Marien, eine dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika zu neun Langhausjochen (davon 3 nach Abbruch des Langhauses wiederhergestellt), mit Vierungsturm, wenig betonten Querhausarmen und Rechteckchor. Abweichend von dem zurückhaltenden zisterziensischen Bauschema erscheinen der hochaufragende, reichgegliederte steinerne Vierungsturm mit durchbrochenem Helm (1407-09 errichtet durch den Laienbruder Georg von Salem) und das große östliche Prachtfenster. Die Anlage des Klaustrums mit Kreuzgang, Kapitelsaal, Parlatorium, Bruderhalle, Sommer-, Winter- und Laienrefektorium, Küche und Brunnenhaus, Dormitorium und Bibliothek, Abtshaus und Infirmarium entsprechen, wenn auch von herausragender künstlerischer Gestaltung (erwähnenswert das Fächergewölbe im Sommerrefektorium), dem üblichen Muster. Das Klaustrum ist mit starken Mauern umgeben und nur durch einen wehrhaften Torturm zugänglich. Im äußeren Bezirk des Klosterbereichs lagen – ebenfalls von Mauern umgeben – die Stallungen, Handwerker-, Wirtschafts-, Herbergs- und Wohnbauten.
Die Reformation brachte 1535 das Ende des Klosterlebens. Permanenter Nutzung der Baulichkeiten in der Folgezeit ist es zu danken, dass sie in weitgehend unveränderter Form auf uns gekommen sind. 1873-75 erfolgte eine stilgerechte Renovierung der gesamten Klosteranlage.