Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Belagerung (Poliorketik = Belagerungskunst; v. grch. poliorkein = eine Stadt belagern; mhd. beleger, v. belegern, beligern = mit dem Heere einschließen). Befestigte Plätze (Burgen, Städte), die nicht im Sturm oder durch List und Verrat genommen werden konnten, wurden vom Feind umzingelt und von der Nahrungsmittel-, wo möglich auch von der Wasserzufuhr abgeschnitten. Die Belagerer errichteten zunächst Feldlager hinter Wall und Graben oder innerhalb eines Palisadenrings, um den Tross vor den Ausfällen der Belagerten in Sicherheit zu bringen. Dann suchten sie die Verteidiger durch ständige Angriffe an Mannschaft und Fortifikation zu schwächen. Sie unterminierten Mauern, um sie zum Einsturz zu bringen (s. Sappenbau), verschossen Brandpfeile, um Gebäude, mindestens aber die hölzernen Wehren abzubrennen, schütteten Gräben zu und setzten Kriegsmaschinen gegen die Mauern ein, um durch die geschlagenen Breschen in die Festung einzudringen. Etwa von der Mitte des 14. Jh. an wurden auch Pulvergeschütze (s. Artillerie) eingesetzt, die jedoch bis zum Ende des Mittelalter die Katapulte nicht verdrängen konnten.
Nicht jede Belagerung hatte Erfolg; oftmals wurde der Feind zum Abzug gezwungen, sei es, dass er durch wirkungsvolle Ausfälle der Belagerten geschwächt wurde, dass ihm, noch eher als den Belagerten, die Verpflegung ausging, dass er durch anhaltendes Schlechtwetter entnervt, oder dass er durch anrückende Entsatztruppen in die Flucht geschlagen wurde. Wurde ein fester Platz, eine Burg oder Stadt, genommen, so kannten Mordlust, Raubgier und Zerstörungswut der Sieger keine Schranken. Dieses Schicksal vor Augen, versuchten die Belagerten gelegentlich, sich mit dem Feind in Verhandlungen zu arrangieren.
(s. Leiter, Verteidigung)