Bett

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Bett (mhd. bette, bet, bettestat, bettestal, slafstat, nahtbehalde, -belip, -lage, -sedel, -sidel; lat. cubile). Von zentraler Bedeutung eines Haushalts und Teil der Aussteuer der Braut war seit je die Schlafstatt. Hier ruhte man nächtens von den Anstrengungen des vergangenen Tages aus, fand im Schlaf neue Kraft für den kommenden Tag, pflegte das Spiel der Liebe (bettespil= minnespil), ließ sich bei Krankheit umsorgen, erholte sich im Kindbett von einer Geburt und fand endlich sein Sterbelager.

Arme Leute schliefen bis zum Ende des Mittelalter überwiegend zu mehreren Personen auf einer Strohschütte, vorzugsweise auf dem weicheren Haferstroh. Das Stroh konnte durch einen Holzrahmen zusammengehalten sein. Gelegentlich fanden sich auch Gemeinschafts-Schlafkojen, möglichst in einer Raumecke gelegene offene Holzkästen, in denen das Unterlager (Stroh, Heu, Moos, Laub) besser zusammengehalten wurde. Seit dem 12. Jh. kamen mit der wachsenden Textilproduktion für das Polstermaterial Säcke aus grobem Zeug auf (der bettesac aus Hanf, Flachs). Man deckte sich mit Wolldecken oder mit Schaffellen zu und suchte in der kalten Jahreszeit die körperliche Nähe und Wärme der Mitschläfer. Wo nicht nackt geschlafen wurde, behielt man die Unterkleidung an.

Aufwendiger war die Schlafkultur der herrschenden Klasse. Sie wusste schon im Frühmittelalter Einzelbettstatt, Matratze, leinenes Bettzeug (bettegewaete, linlachen: Laken, Überzüge), Pelzdecken, daunengefüllte Kissen, Daunenbettdecken (plumacium), Daunenunterbett und – vom Spätmittelalter an – warme Nachtgewänder und Nachthaube (bettegewant) zu schätzen. Die Bettstatt selbst war von beträchtlichen Ausmaßen (etwa 3 m lang und 1,70 m breit), da sie für oft mehr als zwei Personen gedacht war. Sie stand auf hohen Füßen, in vielen Fällen auf einem eigenen Podest, hatte eine Liegefläche aus Brettern (lectum de tabulis) oder aus Riemenflechtwerk (lectum cordelhium) und war kunstvoll gearbeitet. Das Kopfende konnte schräg angehoben sein. Der Bauweise nach war das Bett eine Pfosten-,Stollen- bzw. Rahmenkonstruktion; sie bestand aus vier senkrechten Pfosten (Stollen), mit denen mittels Schlitz- oder Zapfenverbindungen sowie Holznägeln waagrechte Hölzer zu einem viereckigen Rahmen verbunden sind. “Bei der Betrachtung frühmittelalterliche Betten fällt auf, dass einige eine ganz dünne Liegefläche haben, und andere eine sehr dicke. Es scheint, als ob die Liegefläche bei diversen Betten aus Brettern oder einer Gurtverspannung besteht … Andere Betten bestehen offensichtlich aus einem recht hohen Kasten, der ganz mit Heu oder Stroh gefüllt ist … Aber auch überdimensionale Matratzen sind zu erkennen.” (Zit. Hennig & Mehl)

Im Spätmittelalter waren auch in den bescheideneren Haushalten Spannbetten (mhd. spanbette) bekannt, deren Liegeflächen durch kreuzweise gespannte Riemen gebildet wurde. Die – meist mehrschläfrigen – Betten standen entweder in besonderen Schlafkammern, oder wurden – dauernd oder jeweils für die Nacht – in der Stube aufgeschlagen (faulbeth).

Am Kopfende des Bettes fand sich – als Schutz gegen die Kälte der Wand – ein “dorsipallium” genannter Teppich oder ein hoher, hölzerner Kopfteil, der auch direkt in die Wandtäfelung übergehen konnte. Eine Gardine (cortina lecti) an Kasten- oder Himmelbetten bot Intimität sowie Schutz vor störendem Licht, vor Zugluft und Kälte. Im 13. Jh. kam der die Bettstatt bekrönende Baldachin auf. Auffällig an zeitgenössischen Darstellungen die steile Lagerung des Oberkörpers, bedingt durch viele, teils walzenförmige Kissen. Direkt an der Längsseite des Bettes standen Bänke, Truhen oder Kasten, die als Stufen zum Besteigen der Bettstatt, als Sitzgelegenheit sowie zur Verwahrung von Bettwäsche, Kleidern und Wertsachen (Bücher, Schriftstücke, Schmuck, Tafelleinen, Tafelsilber etc.) dienten.

Bei weniger begüterten Leuten entsprachen die Schlafstatt und deren Ausstaffierung dem geschilderten Vorbild, waren entsprechend kleiner und schlichter gestaltet, bestanden statt aus Eichen- aus Fichtenholz. Das Brautbett war üblicherweise Teil der Aussteuer, war unverzichtbar zur Begründung des neuen Hausstandes und wurde von der Neuvermählten in den Haushalt des Gatten eingebracht, um darin die Ehe zu vollziehen (“das Brautbett beschreiten”). Als ältestes erhaltenes Brautbett Deutschland gilt dasjenige, das auf der Burg Eltz zu besichtigen ist.

Mönche und Nonnen sollten auf Einzelbettstellen schlafen, angezogen und unter groben Decken; als Unterlage diente eine Matratze, gefüllt mit Stroh oder Wolleabfällen und vom Spätmittelalter an mit Baumwolle.

Die Betten in Herbergen waren fast immer, die in Spitälern nur im Bedarfsfall mit mehreren Leuten belegt. Spitalsbetten konnten mit Vorhängen oder Stellwänden vom übrigen Raum abgetrennt werden.

Wanzen, Läuse und Flöhe wurden als selbstverständliche Bettgenossen hingenommen.

Da das Bett auch der Ort des Traumes, also eine Eibruchsstätte der Geisterwelt sein konnte, kannte der mittelalterliche Aberglaube eine Reihe von Abwehrmitteln wie spitzen und schneidenden Gegenständen, Zaubersprüchen oder Amulette und Zauberzeichen wie den Drudenfuß. – Jemandem, der morgens mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bett stieg, sollte den ganzen Tag über nichts gelingen.

(s. Aussteuer, Bettstein, Bettzeug, Dormitorium, Gasthäuser, Matratze, Möbel, Nachtkleidung, Wiege)

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