Bevölkerungsdynamik

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Bevölkerungsdynamik. Nach einem seuchenbedingten Bevölkerungsrückgang in der Mitte des 6. Jh., an dessen Ende die Population auf etwa 40 % geschrumpft war, stiegen die Bevölkerungszahlen bis 1300 – bei regionalen Unterschieden – stetig an. Das gesamte ostfränk. Reich soll (nach Schätzungen) im 9. Jh. 2,5 – 3 Mio. Einwohner gehabt haben. Für das 11. Jh. wird die Einwohnerzahl auf 3 – 3,5 Mio. geschätzt, die Bewohner der neugewonnenen Ostgebiete dazugerechnet sogar 5 – 6 Mio. Für das 12. Jh. werden 7 – 8 Mio. angenommen, um die Wende zum 14. Jh. endlich 13 – 15 Mio. Ermöglicht wurde die Zunahme durch verbreiterte und verbesserte Ressourcennutzung bei Nahrungs- und Futtermitteln, Brenn- und Baumaterial usf. Um 1300 trat ein Stagnieren des Bevölkerungswachstums ein, bedingt durch zunehmende Verknappung von Nahrungsmitteln und Holz (dem wichtigsten Bau- und einzigen Brennstoff). Klimaverschlechterung und Hungersnöte schwächten zwischen 1309 und 1317 die Bevölkerung derart, dass die um die Mitte des Jh. auftretende Pest zu einer umso größeren Katastrophe führen musste: die Bevölkerungszahlen gingen durchschnittlich um 35 %, in manchen Gegenden um bis zu 70 % zurück. Bis zur Mitte des 15. Jh. stagnierte die Population auf dem niedrigen Niveau, erst etwa 100 Jahre nach dem ersten Seuchenzug setzte erneutes Bevölkerungswachstum ein. (Für das verzögerte Wiedereinsetzen des Bevölkerungswachstum dürften nicht biologische sondern gesellschaftspsychologische Gründe anzunehmen sein: die Menschen des 14. und 15. Jh. waren durch die nicht enden wollende Reihe von Missernten, Hungersnöten, Naturkatastrophen, Kriegen und Seuchen wie gelähmt, sie waren eher vom Anblick des Todes fasziniert als von Zukunftshoffnung erfüllt.)

Nach Schätzungen des amerikanischen Demographen J. C. Russel wuchs die gesamteuropäische Bevölkerung vom 7. bis zum 10. Jh. von 18 Mio. auf 38 Mio. an, bis 1340 auf 73 Mio., um danach bis 1450 auf 50 Mio. zurückzugehen.

Letztlich lassen sich die Ursachen für Bevölkerungsfluktuationen an den Größen “Ressourcen” und “Seuchen” festmachen, die einen Wirkungskomplex bilden. So erhöht Mangel an Nahrungsmittel die Anfälligkeit gegen Seuchen und schwächt die Immunreaktion.

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