Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Braunkohle (neuzeitl. Bezeichnung, auch Erdkohle, Geanthrax; ein Mittelglied zwischen Torf und Steinkohle; fnhd. turff; aus mnd. torf; ahd. zurba = das Gestochene. das Rasenstück; mlat. geanthrax; lat. lignitus). Beichnung für ein braunes, lockeres Sediment, entstanden im Erdzeitalter Tertiär (vor 35 – 12 Mio. Jahren) aus der üppigen subtropischen Vegetation und den Sümpfen durch Inkohlung sowie durch Überlagerung durch Meeres- und Flusssedimente. (Inkohlung = langsame Kohlenstoffkonzentration aus Pflanzenresten unter Druck und Luftabschluss.)
In Deutschland waren zuerst die Braunkohlelager im Kölner Becken bekannt geworden, und zwar durch den Wasserleitungsbau röm. Legionäre. (Diese gruben im 1. Jh. u.Z. beim Bau von Versorgungsleitungen für ihre Militärlager bis in frostfreier Tiefe, und stießen dabei in der westl. Kölner Bucht auf Braunkohleflöze dicht unter der Erdoberfläche. Weder erkannten sie die Eigenschaft des Substrats noch dessen Nutzbarkeit.)
Tacitus berichtet über einen Braunkohleflözbrand im Jahre 58: „Aber das (…) Volk der Ubier wurde von einer unerhörten Katastrophe betroffen. Aus der Erde brach nämlich Feuer hervor, das allenthalben Lagerhäuser, Korn auf dem Halm, ja Dörfer ergriffund sich sogar bis an die Mauern der vor kurzem gegründeten Stadt Köln ausbreitete.“ (Zit. nach A. Kleinebeckel).
Auch im Frühmittelalter dürfte man – etwa beim Ergraben von Ton – auf Braunkohle (mhd, torf, turff) gestoßen sein, ohne deren Wert zu erkennen.
Die wohl erste Erwähnung einer Braunkohlegrube (kolgrube) in Mitteldeutschland findet sich für 1382 in Lieskau (4 km westl. Halle/Saale), und zwar in einer Belehnungsurkunde, wo sie als Landmarke verzeichnet ist. (Es kann sich bei der Bezeichnung „kolgrube“ nur um ein oberflächliches Braunkohleflöz gehandelt haben, da in der Gegend nur Braun- und keine Steinkohle vorkommt.)
Eine frühe Erwähnung der Nutzung von „brauner Erde“ findet sich in einer Handschrift des ausgehenden 15. Jh. zu den Pflichten des Küsters von St. Audomar in Frechen (nördl. Köln): „…des sal er den greven ein torf in vormen …“ („… dafür sol er denn Torf graben und formen …“; das „formen“ ist mit „auspressen und in Ballen formen“ zum Trocknen der Braunkohle zu verstehen.- Zit. bei A. Kleinebeckel).
Oberflächennahe Braunkohle wurde also mancherorts schon im Spätmittelalter abgebaut, ausgepresst, zu handlichen Klumpen geformt und getrocknet. Sie diente im Nahbereich armen Leuten als Ersatz für das verknappte Brennholz sowie zur Wärmegewinnung bei handwerklichen Prozessen (z.B. in Töpferöfen, beim Alaun- und Salzsieden oder in Schmiedefeuern). Im Übrigen wurde sie seit dem ausgehenden Mittelalter aufgrund ihres Gehalts an Huminsäure zum Braunfärben verwendet („Kölnische Erde“, „Kohlebraun“).
(s. Kohle, Torf)