Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Caesarius von Heisterbach (Caesarius Heisterbacensis; um 1180 – 1240). Aus Köln gebürtig, ausgebildet am Andreasstift und an der Domschule zu Köln, seit 1199 Mönch, später Novizenmeister und seit 1228 Prior des Zisterzienserklosters Heisterbach bei Königswinter, der einzigen Filiation der Zisterzienserabtei Himmerod (Eifel). Verfasser zahlreicher mlat. theolog. und histor. Schriften, die er in einem Brief (Epistola catalogica, 1237) aufzählt: Predigtsammlungen, Traktate und Expositiones, Homilien, Schriften zur Kölner Stadtgeschichte, eine Vita des Kölner Erzbischofs ® Engelbert I., eine Vita der hl. Elisabeth, der zwölfbändige „Dialogus miraculorum“ (1219 – 23) und die „Libri VIII miraculorum“ (1225 – 26). Die beiden Letzteren entspringen lehrhafter Intention und enthalten erbauliche Anekdoten (s. „exempla“), vermengt mit Tatsachenberichten, Erzählungen von Wundern, Beschreibungen von Beschwörungszeremonien und Zauberpraktiken, von Caesarius in der Absicht zusammengetragen, durch ihren Vortrag den Novizen einerseits in exegetischer Technik zu üben und ihm andererseits die Alltagswelt nahezubringen. Sie stellen eine wichtige Quelle für die Erforschung der Kultur- und Sittengeschichte, besonders des Volksglaubens und der Ketzereien seiner Zeit dar.
Der Dialogus ist in der Form eines Gesprächs zwischen einem Lehrer (monachus respondens) und einem Schüler (novicius interrogans) aufgebaut und in zweimal sechs Abschnitte (distinctiones) unterteilt: Bekehrung zum Klosterleben (De conversione), Reue und seelisches Leid (De contritione), Beichte (De confessione), Versuchung (De tentatione), die Teufel (De daemonibus), menschliche Einfalt (De virtute simplicitatis), die hl. Maria (De sancta Maria), verschiedene Visionen (De diversis visionibus), die hl. Eucharistie (De corpore Christi), Wunder (De miraculis), der Tod (De morientibus) und Vergeltung im Jenseits (De praemio mortuorum). Als handelnde Personen treten außer Ordensleuten Vertreter aller Stände auf; die Orte der Handlung sind außer im westl. Deutschland in Frankreich, in Italien und im Morgenland angesiedelt. Caesarius wiederholt zwar viele altbewährte Geschichten, bevorzugt jedoch Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, für die er Augenzeugen zitieren kann oder Leute, die mit solchen gesprochen haben.
Im „Dialogus“ findet sich auch eine Schilderung des Massakers von Beziers während der Albigenserfeldzüge, in welcher Caesarius unverblümte Kritik an dem Abt Arnold von von Citeaux übt. Diesem war vom Papst der Oberbefehl über das Kreuzfahrerheer übertragen worden und hatte in Okzitanien mit Brand und Mord gewütet. Nach der Einnahme von Beziers gefragt, wie denn Ketzer von guten Katholiken zu unterscheiden seien, antwortete er: „Tötet sie alle, der Herr wird die Seinen schon erkennen“. Lieber wollte er Massenmord begehen, als einige hinter dem röm. Glauben sich versteckende Ketzer entkommen zu lassen.