Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Cluniazensische Reformbewegung. Im 10. Jh. erwuchsen Reformbestrebungen gegen die Verweltlichung der Kirche und gegen den Verfall des Klosterlebens. Sie gingen aus von dem Benediktinerkloster Cluny in Südburgund, einer aristokratisch geprägten Stiftung, die sich direkt dem Papst unterstellt hatte, eindeutig für die päpstliche Kirchenpolitik eintrat und sich gegen jede laikale oder auch bischöfliche Bevormundung verwahrte. Die Cluniazenser forderten die strikte Einhaltung der benediktinischen Regeln (Gehorsam, Armut, Keuschheit), sie bewerteten Gebet und Meditation höher als körperliche Arbeit. Die sorgfältig kultivierte Gebetspraxis, durch die nicht nur dem betenden Mönch selbst, sondern auch den ins Gebet eingeschlossenen Laien göttliche Gnade erwirkt wurde, brachten dem Kloster Cluny wachsenden Reichtum und Einfluss. Wissenschaft und Künsten stand die Reformbewegung eher ablehnend gegenüber. Sie bewirkte jedoch, dass man sich zur Förderung der Laienfrömmigkeit erneut den Volkssprachen – so auch dem Deutschen – zuwandte. Unter cluniazensischem Einfluss entstanden das Ezzolied (um 1065, ein Hymnus auf Christus) und das Annolied (um 1085, ein Preislied auf Bischof Anno von Köln).
Im 12. Jh. zählten etwa 1500 Klöster in Frankreich, Italien, dem deutschen Rheinland, Spanien und dem Heiligen Land zu der Kongregation der Reformklöster.
Bedeutendstes Zentrum der cluniazensischen Reformbewegung östlich des Rheins war das Kloster Hirsau im Schwarzwald (s. Hirsauer Reform).