Deichbau

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Deichbau (v. spätmhd. dich, v. mndd. dik = Deich; eigtl. = das Ausgestochene). Erste Hinweise auf Erdwälle zum Schutz überschwemmungsgefährdeter Gebiete an Meeres- und Flussufern erscheinen in karolingischen Kapitularien des 8./9.Jh. für Frankreich. Die ersten Schutzdeiche in Flandern sind vor Ende des 10. Jh. entstanden. Im 11. Jh. breitete sich der Deichbau nach Osten aus, im 12. Jh. wurden an der dt. Küste die Deiche über die Mündungstrichter von Ems, Weser und Elbe hinaus nach Dithmarschen, Eiderstedt und Nordfriesland verlängert. Große Teile der heutigen Küstensee zwischen den Halligen und dem Festland waren im Hochmittelalter eingedeichtes Kulturland.

Derartige Anlagen des Gemeinschaftsschutzes entstanden im Auftrag des Landesherrn, der an Urbarmachung und Besiedlung von Ödland sowie an der Sicherung bestehenden Kulturlandes interessiert sein musste. Die Finanzierung der kostspieligen Bedeichung wurde den jeweils zuständigen weltl. und geistl. Grundherrn auferlegt. Für die Instandhaltung der Deiche waren diejenigen zuständig, deren Land durch sie geschützt wurde (“Deichpflichtige”). Deichbau und Anlage von Wasserdurchlässen (Sielen, s. Schleusen) unterstanden der Leitung landesherrlicher Beamter (Deichgrafen), wobei vielfach Holländer als Lehrmeister fungierten. Auch an der Urbarmachung des eingedeichten Landes waren holländische Kolonisten (Hollandi) maßgeblich beteiligt. In Hollerkolonien wie in den sächs. und fries. Küstengebieten Nordwest-Deutschlands gab es Entwässerungs- und Deichgenossenschaften (waterschapen), herrschte Deichpflicht, amteten Deichrichter und -geschworene (hooghemraden). In Friesland, wo sich keine landesherrschaftliche Machtstruktur hatte ausbilden können, übernahmen im 13. Jh. anstelle der Deichgrafen die Orden der Benediktiner, Zisterzienser und Prämonstratenser eine führende Rolle bei Deichbau und Entwässerung. – Der dem Meer abgerungene Boden stand schon nach kurzer Zeit für den Kornanbau zur Verfügung, was besonders zur Zeit der starken Bevölkerungszunahme während der zweiten Hälfte des 12. und der ersten Hälfte des 13. Jh. von großer Bedeutung war.

Während die rechtlichen und organisatorischen Aspekte des mittelalterliche Deichbaus quellenmäßig belegt sind, ist nichts über dessen praktische Ausführung bekannt. Es wird angenommen, dass die Deiche zu niedrig und von zu großem Böschungswinkel waren, als dass sie schweren Sturmfluten hätten standhalten können. Auch habe man die Flanken nicht mit Grassoden oder “Stroe”

bedeckt.

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