Dietmar (Thietmar) von Aist

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Dietmar (Thietmar) von Aist (oder von Agist, etwa 1140 – 1171). Minnesänger aus dem niederösterreichischen Ministerialengeschlecht derer von Aist, mit Stammsitz an dem gleichnamigen Fluss, einem nördl. Zufluss der Donau. Unter seinem Namen sind 16 Minnelieder (42 Strophen) überliefert, die z.T. in der Tradition des sog. donauländischen Minnesangs (etwa 1150 – 1180) stehen und z.T. Merkmale einer späteren Entwicklungsstufe zeigen. Im Strophenbau finden sich, anders als bei früheren Minneliedern, die unterschiedlichsten Formen: herkömmliche paargereimte Langzeilenstrophen, Kombinationen von Lang- und Kurzzeilen und Kurzzeilenstrophen. In einem Lied erscheint – erstmals in der mhd. Lyrik – ein Refrain. Grundthema ist die von Trennung überschattete Beziehung zwischen den Liebenden. Die Schilderung geschieht aus der Perspektive der Frauenrolle. Noch nichts deutet auf die unerreichbare Position der Frau im hochhöf. Minneideal hin, die Minne wird vielmehr als naturhafte, handfeste Liebe besungen. Bemerkenswert auch der gefühlvolle Natureingang:

Ahi nu kumet uns diu zit,

der kleinen vogelline sanc.

ez grunet wol diu linde breit,

zergangen ist der winter lanc.

nu siht man bluomen wol getan:

an der heide üebent sie ir schin.

des wirt vil manic herze fro:

des selben troestet sich das min.

Von Dietmar stammt das wohl älteste überlieferte dt. Tagelied, in der Form abwechselnder Rede und Antwort gehalten:

Slafst du, friedel ziere?

man weckt uns leider schiere:

ein vogelin so wol getan

daz ist der linden an das zwi gegan! (zwi = Zweig)

Ich was vil sanfte entslafen:

nu rüefstu kint Wafen. (Wafen = Hilfs-, Weckruf)

liep ane leit mac niht gesin.

swaz du gebiutst, daz leiste ich, friundin min.

Diu frouwe begunde weinen.

du ritst, und last mich eine.

wenne wilt du wider her zuo mir?

owe du füerst min fröide samment dir!

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