Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Dominikaner (Ordo fratrum praedicatorum, OP). Ein nach seinem Begründer, dem hl. Dominikus, benannter Priesterorden. Der Orden wurde 1215 in Toulouse gegründet, hatte Seelsorge, Predigt, Bußpraxis, Ketzerbekämpfung und Studium zum Ziel und breitete sich bis zum Ende des Jahrhunderts über ganz Europa aus. Der Ordensmeister („Generalmeister“) war direkt dem Papst unterstellt und hatte seinen Sitz in Rom. Auf den Generalkapiteln von Bologna (1220 und 1221) gab sich der Orden seine endgültigen Statuten, die in der Augustinerregel gründeten. Von nun an bekannten sich die Dominikaner zum Ideal der Bettelorden, zu Armut und seelsorgerischer Wanderschaft.
Der Orden gliederte sich in Provinzen, diese wiederum in Prioreien. Oberstes Gremium war das jährlich zusammentretende Generalkapitel, bestehend aus den Prioren und je einem gewählten Vertreter der Provinzen. In jeder der Provinzen sollte ein studium generale (s. Ordensschulen) zur Ausbildung der besten Nachwuchskräfte eingerichtet werden. Mitte des 14. Jh. gab es 21.000 Dominikaner in 630 Prioreien. Seit 1228 bestanden Provinzen für Spanien, die Provence, Frankreich, die Lombardei, Rom, Deutschland, England, Ungarn, das Heilige Land, Griechenland, Polen und Skandinavien.
Die Ordenstracht bestand aus weißer Tunika und weißem Skapulier, schwarzem Mantel mit Kapuzenkragen, Ledergürtel und Rosenkranz.
Der Dominikanerorden machte sich die Ausbreitung und Festigung des alleinseligmachenden Glaubens, gleichsam eine Missionierung nach innen, zur Aufgabe. Zugunsten von Studium, Seelsorge und Predigt wurde die mönchische Handarbeit aufgegeben; diese wurde von Laienbrüdern, den fratres illiterati, verrichtet. Die Ordenshäuser mit ihren Schulen wurden in Universitäts-, Bischofs- und Handelsstädten errichtet, da man sich dort die größte Wirkung versprach. Dominikaner galten bald als Koryphäen in Glaubensfragen und hielten Lehrstühle an den bedeutendsten Universitäten. Nachdem ihnen 1232 der Papst folgerichtigerweise die Leitung der heiligen Inquisition übertragen hatte, stiegen sie zum einflussreichsten Orden des Mittelalter auf. Sie waren die allgegenwärtigen Agenten Roms bei der Aufspürung und Überführung von Häretikern (als solche wurden sie „domini canes“ = des Herrn Hunde“ genannt). Sie predigten Kreuzzüge, waren als emsige Geldeintreiber und in diplomatischen Geschäften unterwegs und betrieben die Bekehrung von Moslems und Juden.
Bedeutende Persönlichkeiten aus dem Orden waren Albertus Magnus, Thomas von Aquin Meister Eckhart, Nikolaus von Straßburg und der Großinquisitor Bernhard Gui. Unter dem Einfluss dominikanischer Gelehrter vollzog sich die für die mittelalterliche Philosophie und Wissenschaft so bedeutsame Wendung vom Augustinismus zum Aristotelismus.