Eiche

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Eiche (mhd. eich, eiche; lat. quercus; botan. Quercus robur bzw. pedunculata). Mit “Eiche” wird allgemein die Sommer-, Stiel- oder Deutsche Eiche bezeichnet, als die in Europas Mischwäldern am häufigsten vertretene Art der Gattung Quercus. Der bis zu 40 m hohe Baum ist charakterisiert durch ein kräftiges Wurzelwerk, einen starken Stamm mit rissiger Borke, eine breit ausladende, starkästige Krone, kurzstielige, gelappte Blätter sowie an langen Stengeln in napfförmigen, geschuppten Bechern sitzende Früchte (“Eicheln”). Der mit “männlichen” Eigenschaften wie Stärke, Härte und Beständigkeit asoziierte Baum kann bis zu 1.000 Jahre alt werden.

Zur Römerzeit und im Frühmittelalter war die Eiche neben der Buche der beherrschende Baum in unseren Mischwäldern. Sie genoss in vorchristlicher Zeit religiöse Verehrung, wurde mit dem Donnergott in Verbindung gebracht und spielte eine Rolle im Zauber- und Fruchtbarkeitsglauben und als Gerichtsbaum. Wohl wegen ihrer Wertschätzung im Heidentum galt sie den Christen als unheimlich, gar als teuflisch und wurde entsprechend diskriminiert (so soll sich Judas an einer Eiche erhängt haben, Bonifatius ließ symbolträchtig die “Donareiche” bei Wismar fällen). In manchen Fällen dagegen wurde die Eiche in christl. Umdeutung einer/m Heiligen zugeschrieben (“Marieneiche”).

Für die Verbreitung und das Ansehen des Baumes sprechen die vielen mit Eich- zusammengesetzten Flur-, Orts- und Eigennamen von Eich, Eicha, Eichberg, Eichenbühl oder Altaich bis Eichwerder bzw. von Eich, Eick bis Eyckelbaum oder Eichhorn.

In der Klostermedizin wird sie kaum erwähnt. Hildegard v. Bingen beurteilt sie als Heilmittel eher negativ: sie sei kalt, hart und bitter, weder Holz noch Frucht seien für den Menschen als Medizin zu gebrauchen. Eichenblätter seien allerdings in der Tiermedizin von Nutzen: “Wird eine Ziege irgendwie krank, so reiche ihr reichlich und oft Eichenblätter zum Fressen … und sie wird gesund werden.”

Im mittelalterliche Aberglauben galt der Stamm einer Eiche als besonders geeignet zum Übertragen (s. Vernageln) von Krankheiten wie Gicht, Zahnschmerzen oder Rachitis (morbus puerilium). Belaubte Eichenzweige wurden zur Abwehr von Hexenzauber in Haus und Stall aufgehängt. Ein Witterungsorakel ging dahin, dass starke Eicheltracht einen harten Winter erwarten ließ. Die abergläubische Empfehlung, gegen Blutharnen Regenwasser aus einem Eichenstumpf zu trinken, hat möglicherweise eine empirische Basis, könnten doch in dem Wasser blutstillende Gerbstoffe aus dem Holz gelöst gewesen sein.

Während des ganzen Mittelalter war die Eiche von bedeutendem wirtschaftlichen Wert. Ihr Holz diente als Baumaterial bei Hoch- und Tiefbauten sowie beim Schiffsbau, als Werkstoff für Erzeugnisse der Büttner und Wagner, ihre Früchte (Eicheln) spielten eine wesentliche Rolle bei der Schweinemast, ihre Rinde (Eichenlohe) und die Knospengallen an den Blättern (Galläpfel) wurde zur Gewinnung von Gerbstoff für Leder und von Tinte (Eichengallustinte) genutzt, das Mehl ihrer Früchte (Eichelmehl) zur menschl. Ernährung in Mangelzeiten.

(s. Eichel s. Nuss; Eichelmast s. Schweine; Eichelmehl s. Nuss; Eichenholz s. Bauholz; Böttcher; Fundamente; Holzarten; Kermeseiche s. Farbenherstellung; Korkeiche s. Kork; Mistel; Schiffbauholz; Wagner; Eichenrinde s. Gerberlohe)

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