Elefant

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Elefant (mhd. elefant, elfant, helfant, elfent, elfentier; lat. elephantus). Das Rüsseltier ist dem mittelalterliche Menschen zunächst aus Erzählungen bekannt, wie sie von antiken Autoren und später von zeitgenössischen Reisenden überliefert wurden.

In der Bibel erscheinen Kriegselefanten in den Makkabäerbüchern. Der Alexanderroman berichtet von Kriegselefanten des Perserkönigs Poros. Aristoteles beschreibt Gestalt, Sexualverhalten, Nahrungsgewohnheiten und Krankheiten des Tiers. Plinius berichtet anekdotenhaft von dessen Klugheit, Gelehrigkeit, Treue, Dankbarkeit und Frömmigkeit; auch von seiner angeblichen Gelenklosigkeit und Furcht vor Mäusen. Dem folgend behauptet der Physiologus: “… es hat keine Gelenke in sich und kann sich deshalb nicht bücken und nicht schlafenlegen. …Wenn der Elephant aber schlafen will: … Er geht zu schräggeneigten Bäumen und lehnt sich an sie an, und so schläft er.” Er sei keusch und der Lust abgeneigt; erst der Genuss vom Baume Mandragora mache ihn zum Zeugungswerk bereit. Von daher galt der Elefant als Symboltier der Reinheit und Keusche, Elfenbein als Sinnbild der Jungfräulichkeit Mariens.

Ambrosius von Mailand (339-397) äußert sich in seiner naturkundlichen Schrift “Hexameron” auch zum Elefanten und seiner Lebensweise, wobei der dem “Physiologus folgt. Der Elefant könne wegen seiner Körpermasse die Knie nicht abbeugen, “er braucht nämlich starre Beine, auf welchen der gewaltige Gliederbau wie auf Säulen ruhen kann.” Da er sich also zum Schlafen nicht niederlegen kann, müsse man ihn auf beiden Seiten mit Planken stützen, um ein Umstürzen während des Schlafens zu verhindern.

Die Monumentalität des Tieres bringt Hildegard von Bingen durch eien Vergleich zum Ausdruck: “Er gereicht den Menschen zur Ehre, wie der Fürst seiner Stadt zur Ehre gereicht.” Sie folgt antiken Vorbildern, wenn sie schreibt: “Im Fluss gebiert der Elefant seine Jungen, damit sie der Drache nicht töte.”

Konrad von Megenberg weiß – wohl aus antiken Quellen -, dass der Elefant monogam lebt, dass er in ständigem Kampf mit dem Drachen liegt, sich nach dem Stand der Gestirne richtet und dass gebranntes Elfenbein ein wirksames Antidot gegen Gift und Schlangenbisse ist.

Im Randtext der Ebstorfer Weltkarte (13. Jh.) heißt es – wohl in Anlehnung an Solinus und Isidor v. Sevilla – vom Elefanten: “sie gehen zwei Jahre lang trächtig, gebären nicht mehr als einmal und nur ein einziges Junges. Sie werden 300 Jahre alt. … Sie haben einen fast menschlichen Verstand, haben auch ein Gedächtnis und beachten den lauf der Gestirne. … Jeden Feind greifen sie an, eine Maus aber fürchten sie und fliehen vor ihr. ….” (Zit. nach Frank Meier)

Der Kalif Harun ar-Raschid ehrte Karl d. Gr. mit dem wertvollen Geschenk des weißen Elefanten Abu Abbas (802). – Kaiser Friedrich II. erhielt 1227 einen Elefanten als diplomatisches Geschenk des Sultans Al Kamil. Bei seinem festlichen Einzug in Mainz (1235) führte er diesen Elefanten zusammen mit einigen Schwarzafrikanern, mit Giraffen und exotischen Wildkatzen zum Staunen des Volkes mit sich. Der Elefant soll 1237 den in der Schlacht bei Cortenuova erbeuteten Fahnenwagen zur Siegesfeier gezogen haben (s. Karrasche). – Der franz. König Ludwig der Heilige hatte 1255 bei seiner Rückkehr von einem Kreuzzug in Ägypten einen Elefanten in seiner Begleitung, den er noch im gleichen Jahr dem engl. König Heinrich III. schenkte und damit großes Aufsehen in London erregte. (Das Tier ist 1258 im Tiergarten des Towers verendet.) Das Bild dieses Elefanten in der “Chronica Universalis” des Historiographen und Illustrators Matthäeus Parisiensis (1200-1259) ist die wohl früheste realistische Elefanten-Darstellung des Abendlandes.

Als Symboltier erscheint in jüdischer und christlicher Mythologie der elefantenköpfige Dämon Behemoth, der gemeinsam mit seinem weiblichen Gegenstück Leviathan von Gott zur Züchtigung des Menschen ausgesandt wird.

Durch die Vermittlung arabischer Fernhändler gelangten Elefantenstoßzähne (s. Elfenbein) auch ins Abendland, wo sie als Material für teure Schnitzereien verarbeitet wurden (s. Elfenbeinschnitzerei, Olifant).

Ma. Darstellungen zeigen den Elefanten bis ins 13. Jh. als fremdartiges Fabeltier mit schweinartigem Rumpf und paarigen Klauen, bei dem vor allem ein riesiger Rüssel und steil nach oben gerichtete Stoßzähne imponieren (Wien, Ö.N.Bibl. Cod. 507, fol 3v). Häufig wurden sie mit einem Turm oder einer Burg auf dem Rücken dargestellt, um auf ihre Funktion als Kriegselefanten hinzuweisen (Anholter-Moyländer Kräuterbuch, fol. 9v-10r).Aus eigener Anschauung konnten die Menschen des Abendlandes erst in spätmittelalterliche Tiergehegen ein Bild von diesem größten der Landtiere machen (s. ® Tierhaltung).

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