Elfenbeinschnitzerei

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Elfenbeinschnitzerei. Die Kunst der Elfenbeinschnitzerei setzte nördl. der Alpen in der karolingischen Epoche ein. In den Klosterwerkstätten von Lorsch, St. Gallen, Lüttich oder Metz schufen eborarii (eborarius = Elfenbeinschnitzer) in großen Mengen reliefgeschmückte Gegenstände, darunter liturgische Dyptichen (lat. tabulae duplices), Schreibtafel- und Buchdeckel, Reliquienbehälter, Hostienbüchsen, Retabeln, Antependien, Reisealtärchen, Rosenkränze, Krümmen von Bischofs- und Abtsstäben u.a.m. In ottonischer Zeit (2. Hälfte des 10. Jh. bis Ende des 11. Jh.) galten als führende Werkstätten die der Klöster Reichenau, Echternach, Trier und Lüttich. Aus dem 12. Jh. stammen hochrangige Arbeiten des Klosters St. Pantaleon in Köln (Reliquiare, Krümmen von Bischofsstäben). Kreuzfahrer brachten byzantinische und orientalische Arbeiten ins Abendland, die nicht mehr liturgischen Zwecken, sondern weltlichem Luxus dienten. Es entstanden Olifante (afrz., = Signalhorn aus einem Elefantenstoßzahn), Kästchen, Armreifen, Kämme, Spiegelkapseln, Griffe für Dolche und Tafelmesser, Gürtelschnallen, Schalen, Falkenkäppchen, Würfel und Schachfiguren, Brettspiele, Harfenrahmen und Sattellehnen an Prunksätteln. Im 13. Jh. verlagerte sich die Führung in der Kunst der Elfenbeinschnitzerei nach Frankreich, insbesondere nach Paris, während in Deutschland in der ersten Hälfte des 14. Jh. nur noch eine Elfenbeinwerkstatt in Köln nachzuweisen ist; auch diese arbeitete nach französischen Vorbildern. Ende des 14. Jh. lösten italienische Werkstätten die Vorrangstellung der französischen ab. Etwa zur gleichen Zeit versiegte der Nachschub von indischem Elfenbein infolge der Unterbrechung der Handelswege durch die Mongolen, sodass die Elfenbeinschnitzerei fast zum Erliegen kam. Anstelle von Elfenbein wurden vermehrt Tierknochen verarbeitet. Typische Elfenbeinerzeugnisse des Spätmittelalter waren Madonnenstatuetten, Marienaltärchen, Passionsdyptichen und -tryptichen sowie Schmuckkästchen mit Minne- und Jagdszenen und Kusstafeln.

Anweisungen zur Elfenbeinschnitzerei finden sich in den Schriften des Künstlermönchs Theophilus. Er empfiehlt, vor der eigentlichen Schnitzarbeit die Elfenbeinstücke leicht mit Gips anzustauben und mit einem Stichel eine Vorzeichnung anzureißen. Um Elfenbein zur Bearbeitung weich und elastisch zu machen, soll man es in kochendes Essigwasser tauchen. Verbundstücke aus dünnen Lagen seien massiven Elfenbeinblöcken vorzuziehen.

Werkzeuge der Elfenbeinschnitzer waren: Sägen (zum Ablängen der Werkstücke), Hohleisen (zum Ausschaben der Zahnhöhle), Raspeln und Feilen (zum Glätten der Oberfläche), Meißel und Hammer, verschiedene Grabstichel und Schaber. Während der Bearbeitung musste das Elfenbein feucht gehalten werden, damit es nicht die Farbe veränderte.

(s. Beinschnitzerei)

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