Erbse

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Erbse (mhd. erbeiz, arwiz, areweiz; lat. pisum; wiss. Pisum sativum). Artenreiche einjährige Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler, in der Jungsteinzeit aus Kleinasien nach Europa eingewandert und etwa seit Anfang der Eisenzeit (8. Jh. v.u.Z.) bis zum nördl. Rand der dt. Mittelgebirge verbreitet. Im 9./10. Jh. war die Erbse in Europa großräumig verbreitet.

Kennzeichnend für die Pflanze sind eine kräftige Pfahlwurzel, liegende oder kletternde Stängel, gefiedertes Laub, bis 12 cm lange Hülsenfrüchte mit vier bis zehn Samen (Erbsen). Diese enthalten Nährstoffe (Kohlehydrate, Eiweiße, Fette) sowie Vitamin A, Vitamine der B-Gruppe, Mineral- und Ballaststoffe und für die menschliche Ernährung essentielle Aminosäuren.

Wie alle Hülsenfrüchtler können Erbsen mithilfe symbiotischer Knöllchenbakterien im Wurzelbereich den Luftstickstoff binden und damit Eiweiß aufbauen.

Die Erbse gehörte neben Getreide zu den Grundnahrungsmitteln der frühen Ackerbauern, die Staude spielte auch eine Rolle als Viehfutter. Sie war war schon in vorchristl. Zeit bei Griechen und Römern und bei den Germanen als Kulturpflanze bekannt und fand Erwähnung als Pisum Mauriscum im Capitulare de villis Karls d. Gr.; eine weißsamige Art wurde in der Agrar-Enzyklopädie des Petrus de Crescentiis beschrieben. Kultiviert wurde sie als Garten- und Feldfrucht. Im 14./15. Jh. bildete sich die zuckersüße Markerbse (Pisum medullare) heraus die in grünem Zustand so begehrt war, dass ihr Verzehr mancherorts dem Adel vorbehalten blieb.

Bei der mühsamen Aussaat der Erbsen, die im Frühjahr und meist von Frauen verrichtet wurde, stach man mit einem spitzen Stock Löcher in den Boden, in die einzeln Samen gelegt und mit Erde bedeckt wurden. Die erntereifen Erbsenpflanzen wurden etwa zur gleichen Zeit wie das Getreide mit der Sense geschnitten; die Ranken wurden auf die Hofstelle gebracht, grün verfüttert oder zu Stroh getrocknet, nachdem die Schoten (Hülsen) daraus gepflückt worden waren. Zuletzt wurden die Samen aus den Schoten gelöst, gedörrt und bis zum Verzehr trocken aufbewahrt.

Die eingeweichten und zu Mehl zermahlenen Erbsen kamen als Suppe, Brei oder Eintopf zum Verzehr, als Hauptspeise oder Beikost. Besonders wertvoll war die Lagerfähigkeit gut getrockneter Erbsen, aufgrund derer die Menschen Mitteleuropas leichter über den langen Winter kamen.

Auf vorchristliche mythische Verehrung der Erbse ging der mittelalterliche Brauch zurück, zu christl. Hochfesten (z.B. Weihnachten, Ostern, Johanni) ein Erbsengericht zu verspeisen; ebenso der volkstümliche Brauch, überm Johannisfeuer Erbsenbrei zu kochen, den man dann als äußerliches Mittel gegen Hautleiden (Warzen, “Schwären”) benutzte. Dagegen sollte man Schwären bekommen, sofern man zu bestimmten Zeiten (u.a. Weihnachten, Neujahr, Zwölfnächte) Erbsen äße. – Wie andere in großen Mengen wachsende Früchte (Linsen, Hirse. Lein, Mohn) galten sie als Fruchtbarkeitssymbol, mit dem man die Braut bewarf oder ein Hochzeitsessen bereitete. Um sich die Gunst der guten Hausgeister (Zwerge, Heinzelmännchen) zu erhalten, stellte man an heimlichen Stellen kleine Schüsselchen mit Erbsenmus für sie bereit.

Von bußfertigen mittelalterliche Wallfahrern wird überliefert, dass sie sich zur Selbstkasteiung Erbsen in die Schuhe taten.

In ihrem Verbreitungsgebiet spielte die Erbse eine Rolle in Redewendungen, Sagen und Märchen.

(s. Ernährung, Mehl)

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