Erik der Rote

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Erik der Rote Thorwaldsson (Erikur Raudi; um 950 – um 1003; der Beiname rührt von seinem roten Haupt- und Barthaar oder daher, dass seine Hände oft rot von Blut waren). Aus Norwegen gebürtiger Wikinger, der um 975 mit seiner Familie nach Island fliehen musste, weil sein Vater wegen Mordes angeklagt war. In Island heiratete er vorteilhaft, gründete einen eigenen Bauernhof und hatte vier Kinder. 982 wurde er selbst wegen mehrfachen Totschlags geächtet und floh mit einigen Gefolgsleuten nach einem westlich von Island im Meer gelegenen Land, das erst kurz zuvor entdeckt worden war. Dort beschäftigte er sich mit der Erkundung der Küsten, vor allem der südöstlichen, und plante deren Urbarmachung. Als nach drei Jahren seine Verbannungszeit vorüber war, kehrte er nach Island zurück und schilderte seinen Landsleuten das neue Land als fruchtbare Gegend; um Neusiedler umso leichter anwerben zu können, nannte es “Grönland” (= grünes Land; tatsächlich war zu jener Zeit das Klima auf der Insel wesentlich milder). 986 bemannte er 25 Schiffe mit mehreren Hundert Leuten, die ihre Geräte und ihr Vieh mitnahmen, und setzte nach Grönland über. 11 der Schiffe mussten umkehren oder gingen unterwegs verloren. Die ca. 300 Ankömmlinge gründeten an den Ufern eines nach ihrem Häuptling benannten Fjords die ersten skandinavischen Niederlassungen auf Grönland. Sie lebten von bescheidenem Feldbau (Kohl, Rüben), Weidewirtschaft (Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde), Jagd auf Landsäugetiere (Karibus, Hasen), auf Vögel (Schwände, Eiderenten Schneehühner), auf verschiedene Robbenarten sowie – in erstaunlich geringem Umfang – vom Fischfang.

Im Lauf der Zeit sollte die Zahl der Kolonisten anwachsen, bis sie um 1400 etwa mit etwa 5.000 ihren Höhepunkt erreichte und wieder abnahm. Um 1550 ist die letzte von ca. 250 Siedlungen der Nordleute in Grönland erloschen. Die Gründe hierfür lagen in der um die Mitte des 14. Jh. einsetzenden Klimaverschlechterung, im dadurch bedingten Rückgang der Heuproduktion, möglicherweise auch in dauernden Abnutzungskämpfen mit den Eingeborenen (Inuit), in einer Seuche oder in anhaltender Inzucht. Zudem dürfte die zunehmende Menge sommerlichen Treibeises die Schifffahrt zwischen Grönland, Island und Skandinavien zum Erliegen gebracht haben.

Erik wurde als oberster Häuptling aller Grönländer anerkannt, auf seinem Hof Brattahild (=Steilhang) wurde das jährliche Thing aller Grönländer abgehalten. Als um das Jahr 1000 das Christentum eingeführt wurde, trat diesem zwar Eriks Frau samt der Kinder bei, er selbst aber blieb den alten Göttern treu. Um 1003 ist Erik an einer Seuche gestorben, die Neusiedler eingeschleppt hatten. Leif, einer seiner Söhne, soll der Entdecker Neufundlands und damit Nordamerikas gewesen sein.

Die beiden Wikingersiedlungen in Grönland lagen – 500 km voneinander getrennt – an der Westküste, südlich des nördlichen Polarkreises und damit im Bereich des kalten, aus der Arktis kommenden Westgrönlandstromes. (Irreführenderweise wurde später die nördl. der Niederlassungen als “Westsiedlung” und die südl. als “Ostsiedlung” bezeichnet.) Zwar war das Klima in dieser Regionen das mildeste in ganz Grönland, aber auch während der hochmittelalterliche Warmzeit (ca. 1000 bis 1350) immer noch abschreckend genug durch Kälte, Nebel, Stürme, Niederschläge und weit ins Landesinnere verwehte Salzgischt aus dem Meer.

Die Besiedlung und Christianisierung Grönlands wurde erstmals durch Erzbischof Adam von Bremen erwähnt (“Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum”; 1076), zu dessen Bistum “Gronland” gehörte, bevor es um 1125 zu einer eigenen Diözese erhoben wurde. Als erster Bischof amtete der Norweger Arnald; Bischofssitz wurde Gardar, das heutige Igaliku, an der westl. Küste der südl. Spitze Grönlands.

(s. Island, Klima, Leif Eriksson, Wikinger)

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