Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Erzengel gehörten gemäß der Engel-Lehre nach Dionysius Areopagita zur zweituntersten Gruppe des dritten Chores der hierarchisch gegliederten Engelsgesellschaft. Kirchenväter der frühchristl. Zeit hatten (nach Tobias) die Zahl der Erzengel auf sieben begrenzt: Gabriel, Michael, Raphael, Uriel, Anael, Zachariel, Samael. Michael, Gabriel, Raphael und Uriel bilden das sog. Hl. Quadrat der Vier, die stets vor Gottes Angesicht zu stehen und die himmlische Liturgie zu feiern haben. (Uriel geriet in den Verdacht, ein Dämon zu sein, und wurde durch die Synode von 745 aus dem Himmel verbannt.) Gabriel (hebr., = Starker Gottes) tritt als Bote Gottes auf, im NT bringt er Maria die Botschaft künftiger Gottesmutterschaft (Luk. 1,26-28). Zu besonderem Ansehen gelangte der Erzengel Michael (hebr., = wer ist wie Gott), der Seelenleiter und Seelenwäger beim Jüngsten Gericht und der militante Streiter gegen den Teufel in Gestalt des Höllendrachens und gegen teuflische Werke wie Heidentum und Ketzerei. In den neunziger Jahren des 5. Jh. war er, von Kleinasien kommend, mehrmals auf dem Promontorio del Gargano (beim heutigen Monte Sant’Angelo) eingeflogen, um dem dortigen Götzenkult den Garaus zu machen, seiner christlichen Anhängerschaft zum Sieg über heidnische Gegner zu verhelfen und sich selbst eine Weihestätte einrichten zu lassen. Zum gleichen Zweck landete er im Jahre 708 auf einem bretonischen Küstenfelsen (dem heutigen Mont-Saint-Michel), wo keltische Druiden ihr Unwesen trieben. Der militante Erzengel wurde – anstelle des Heidengottes Wotan – zum Siegesgaranten der Normannen, Ostgoten, Langobarden, schließlich aller kriegführenden Europäer, besonders aber der Deutschen. Karl d. Gr. hatte ihn zum Reichspatron gemacht und sein Fest auf den 29. September anberaumt. In der siegreichen Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) verhalf St. Michael den Deutschen zum Sieg. Während der Zeit der Kreuzzüge brachte der Michaelskult – Ausdruck des Ideals der militia Christi – auf vielen Berggipfeln Michaelskapellen und -klöster hervor (z.B. La Sagra di San Michele [bei Turin], Saint Michaels Mount [Cornwall]). Auf mittelalterliche Darstellungen erscheint er zunächst im Engelsgewand, mit der Posaune zum Gericht rufend oder als Gerichtsdiener mit der Seelenwaage; später in schimmernder Ritterrüstung, mit Feuerschwert oder Lanze den Erzfeind – den höllischen Drachen – niederkämpfend.
Der Michelstag (29. September) galt als Zins- und Pachttag und als wichtiger Wettertag (z.B.: “Regen am Michaelitag gelinden Winter geben mag”).
In der mittelalterliche Magie regieren die Erzengel je einen der sieben Wochentage: Michael/Sonntag, Gabrien/Montag, Samael/Dienstag, Raphael/Mittwoch, Zachariel/Donnerstag, Anael/Freitag, Uriel/Samstag.
Nicht alle Erzengeln zugeschriebenen Namen waren der Verehrung würdig: Im 8. Jh. befanden Bischöfe, dass Raguel, Tubuel, Adin, Tubuas, Saboak und Simiel gefallene Engel und somit Dämonen seien.
(s. Engel)