Esel

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Esel (mhd. esel; lat. asinus; zoolog. Equus asinus). Urahn unseres Hausesels (Equus asinus asinus) ist der afrikanische Wildesel, der um 4000 v. Chr. gezähmt wurde und in der Bronzezeit (etwa 2000 v. Chr.) nach Europa kam. Er war wegen seiner Genügsamkeit und vielseitigen Verwendbarkeit geschätzt. Dass ihm Dummheit angedichtet wurde, ist wohl seiner gelegentlichen Eigensinnigkeit und Störrigkeit zuzuschreiben. Er wurde zur leichten Feldarbeit, zum Ziehen von Karren, als Trage- und Reittier sowie als Arbeitstier in Göpel- und Tretwerken benutzt. Eselsmilch, die mehr Zucker und Eiweiß enthält als Kuhmilch, war als Diät für Säuglinge und Kranke geschätzt. Megenberg schreibt – damit Plinius folgend -, dass der Eselin Milch gar weiß sei und dass ein Bad in Eselsmilch zu weißer Haut verhülfe. Ein Trank von Eselsmilch ist nach Ortolf v. Bayerland heilsam bei schwerem Husten und Auszehrung (Lungenschwindsucht). Nach anderer Quelle sei er wirksam gegen Aussatz und Geschwüre, “weil Unreines Unreines austreibt”. Der Genuss von Eselsfleisch war dagegen verpönt; so lehnt etwa Hildegard v. Bingen den Genuss von Eselsfleisch kategorisch ab, da das Tier von Geilheit und Dummheit beherrscht sei. (In ihrer Beurteilung kann sie sich auf die Kirchenväter berufen, hielten diese doch den Esel für dumm, langsam, grundlos widerspenstig, unrein, stumpfsinnig und geil [stultus, tardus, nulla ratione renitens, immundus, brutus, luxuriosus]). Äußerlich angewandter pulverisierter Eselsknochen töte aus der gleichen Wirkursache einen ® Wurm, der am Menchen nagt. Die Milz des Esels hielt man – wiederum nach der Meinung des Plinius – für hilfreich gegen Frauenleiden und Mangel an Muttermilch.

Im AT und im NT findet der Esel wiederholte und durchwegs positiv gefärbte Erwähnung (Bileams Esel [Moses, 22, 22-35]; Jesu Einzug in Jerusalem [Jesaja, 62, 11]). Bei Jesaja findet sich auch der folgende Vers: “Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht’s nicht.” (Jes. 1,3) Diesen Vers hat man dann mit der Krippe des Jesuskindes in Verbindung gebracht und Ochs und Esel der Weihnachtskrippe zugesellt.

Das frühe Christentum dagegen hat sich die negative Beurteilung der griechisch-römischen Antike zueigen gemacht und verachtete das Grautier als faul und gefräßig, als träge und störrisch, als dumm und unrein, als Symboltier des Heidentums. Erst um das 11. Jh. erscheint der Esel in der christlichen Legende und Hagiographie wieder in liebevoller Darstellung: er steht zusammen mit einem Ochsen an der Krippe im Bethlehemitischen Stall und trug die hochschwangere Maria auf der Flucht nach Ägypten. Am Palmsonntag wurde dem gläubigen Volk der Einzug des Heilands durch einen hölzernen Esel mit daraufsitzenden Christus bildhaft vorgeführt. Nach Jesu Vorbild galt bescheidenen, demütigen Christen ein Esel (auch ein Maulesel oder ein Maultier) als adäquates Reittier – und nicht das stolze Ross. In komischen Darstellungen – etwa von musizierenden oder die Messe zelebrierenden Tieren – kommte der Leier spielende und der Messbuch lesende Esel vor, Verkörperungen von Phlegma und Anmaßung.

(s. Lasttiere, Onager (Wildesel), Reittiere, Weihnachtskrippe)

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