Färben

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Färben (mhd. verwen = ein Aussehen geben, farbig machen). Textilien, zum Teil auch gekrempelte Wolle oder Garn wurden zum Färben in eine Küpe mit Färberflotte (eine wässrige Lösung von Textilfarben) eingebracht und darin mittels des Färberstocks geschwenkt, wobei die Farbstoffe auf das Färbegut übergingen. Wollstoffe wurden in mäßig heißer, Leinen und Baumwolle in kalter Küpe (Farbbad) gefärbt. Um die Farbe besser anhaften zu lassen, wurden Wollstoffe vor dem Färben mit Alaun oder Weinsteinsalz gebeizt; Leinen wurde halbgebleicht und gebeizt gefärbt. Da Wolle zur Verarbeitung fetthaltig sein musste, Alaun aber entfettend wirkt, wurden Wolltuche – sofern sie mit Farbstoffen behandelt werden sollten, die mit Alaun fixiert werden mussten – im Ganzen gefärbt. Für das Färben von Wolltuchen und -garn kamen also nur Farben wie z.B. Waid in Betracht, die nicht mit Alaun fixiert werden mussten.

Damit sich pflanzliche Farbstoffe ordentlich mit den Gewebefasern verbinden konnten, mussten diese durch Beizen vorbehandelt sein. Je nach Farbstoff, Dauer der Anwendung und Art der Beizlösung ließen sich unterschiedliche Farbtöne und – intesitäten erzielen.

Dem eigentlichen Färben ging außer dem Beizen die Zubereitung der Flotte voraus. Zum Blaufärben beispielsweise wurde Waid (s. Farbenherstellung) in einem Trog mit Aschenlauge und ausgefaultem Urin angesetzt und drei Tage lang wiederholt kräftig durchgerührt. Danach wurde die Flotte mit Seifenkraut (Saponaria) versetzt und drei Tage lang bei mittlerer Hitze am Kochen gehalten. Erst hierauf wurde das Färbegut eingebracht und – entsprechend dem gewünschtem Farbton – unterschiedlich lange (12 bis 24 Stunden) unter wiederholtem Umrühren in der Küpe belassen. Danach wurde es an die Luft gehängt, wobei sich der blaue Farbton (durch Oxidieren des Farbstoffs Indoxil) erst richtig ausbildete. Zuletzt wurde es gespült und getrocknet.

Im 14. Jh. begann die deutschsprachige Tradition des Färber-Fachschrifttums; bis dahin hatten sich Enzyklopädiker nur mit der Farbenherstellung beschäftigt. In einer Handschrift aus Süddeutschland beispielsweise steht folgende Anweisung: “Swer gelbiu varb machen welle, der nem auripigmentum und mische si mit alaun, gesotten in ezzeich und verb damit”.

(s. Färber; Blauer Montag, blaumachen: s. guter Montag, Textilfarben)

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