Färber

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Färber (mhd. verwaere; von mhd. verwen = färben; mlat. colorator, intinctor, tinctor). Das Färben von Textilien (aus Wolle, Leinen, Baumwolle, Seide) wurde im Frühmittelalter von den Tuchmachern besorgt; vom Beginn des 13. Jh. an ist auch nördlich der Alpen das eigenständige Handwerk des Färbers urkundlich belegt (1208, Wien), das auf der Apennin-Halbinsel schon im 11. Jh. bekannt war (Florenz, 1096). Tuchmacher und Tuchscherer zogen sich jedoch nur in den Städten – und auch da nur zum Teil – aus der Färberei zurück. In vielen Fällen betätigten sich auch Walker als Färber. Vom 14. Jh. an bildeten Färber selbständige Zunftgemeinschaften – am frühesten dort, wo sich Färber aus Flandern (“Fläminger”, schon 1208 in Wien erwähnt) niedergelassen hatten. Für Färbergesellen war die Wanderschaft (3 – 6 Jahre) obligatorisch.

Da die Färberei (Waschen, Beizen, Spülen, Färben, Spülen) mit bedeutendem Wasserbedarf verbunden war, siedelte sie sich in der Nähe von Fließgewässern an. Ihre einstige Lage ist heute noch durch Namen wie Färbergasse, Färbergraben, Färbertor erkenntlich. Benennungen wie Blauhandgasse (Frankfurt/M) oder Blaubach (Köln) deuten auf die massive Gewässerverunreinigung durch Abwässer (“Waidmost”) der Färbereibetriebe hin.

Der Färberberuf war äußerst gesundheitsschädlich: durch Einatmen von Rauch, heißen Beiz- und Farbdämpfen kam es zu Reizung der Atemwege, zu Katarrhen und Asthma; das Arbeiten in fließendem kalten Wasser förderte rheumatische Erkrankungen.

Vom Hochmittelalter an bildeten sich spezialisierte Färberberufe heraus. Die Bleicher (mlat. albator, apricator) setzten auf dem – meist städtischen – Bleichrasen das rohe, von Natur her graue Garn oder Tuch über lange Zeit der Sonne aus, bis es halb oder reinweiß gebleicht war (s. Bleichen). Schwarzfärber (Grau-, Schlecht- oder Schlichtfärber) waren zunächst ausschließlich Leinwandfärber. Sie verwendeten Eisensalze und Eisenfeilspäne zusammen mit Gerbsäure im Färbebad (“der Flotte”). Kunst- oder Schönfärber waren für die Buntfärberei zuständig. Als Graufärber bezeichnete man Loden- und Grobtuchfärber. Blau färbte der Waidfärber mit dem Färberwaid, der einen indigoartigen Farbstoff enthält.

Seide wurde vor dem Verweben gefärbt und erforderte aufwendigere Vor- und Nachbearbeitung als z.B. Wolle. Seidenfärberei spielte nur eine marginale Rolle, wenn auch schon für 1359 in Köln ein Seidenfärber genannt ist.

Zum Färberhandwerk gehörte auch das Glätten (Mangeln) der rohen, gebleichten oder gefärbten Leinwand. Dazu wurde das Tuch auf glatter Fläche ausgebreitet und mit einer beschwerten Rolle glattgewalzt. Die Mangelanlagen waren meist zünftige oder städtische Einrichtungen.

Färber gehörten üblicherweise den vermögenden Schichten an. Allein für die aufwändigen Trockenböden und Färbereienrichtungen waren große Beträge zu investieren, viel Geld steckte auch in den Farbstoffen. Kein Wunder, dass bei hochwertigen Farbtuchen bis zur Hälfte des Herstellungspreises auf die Färberei entfiel.

(s. Färben, Farbenherstellung, Mangel, Textilfarben)

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