Farbensymbolik

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Farbensymbolik. Entsprechend der Faszination, die Farbe und Licht auf den mittelalterliche Menschen ausübten, spielte die Farbensymbolik eine bedeutende Rolle bei der Kennzeichnung weltlicher und kirchlicher Begriffe und Personen. Einen allgemeinverbindlichen Kanon hat es jedoch nicht gegeben, sodass farbikonographische Deutungen nicht selten spekulativen Charakter haben. Die kirchl. Farbensymbolik geht auf Flavius Josephus, Philo von Alexandrien und Hieronymus zurück. Unter Papst Innozenz III. (1198 – 1216) erfolgte die Kodifizierung der liturgischen Farben. Farben spielten daneben auch im Bereich der magischen Künste eine Rolle.

Gold galt als vortrefflichste aller Farben, war Ausdruck der göttlichen Herrlichkeit, symbolisierte die Sonne, stand für Hoheit, Ansehen und Tugend, gab in der mittelalterliche Malerei den Hintergrund für Szenen aus der Hl. Schrift. In heraldischen Darstellungen konnte das Metall Gold durch die Farbe Gelb vertreten sein.

Silber, als das zweitedelste der Metalle, wurde in heraldischen Darstellungen schlichterer Art durch die Farbe Weiß ersetzt. Das volkstümliche Farbempfinden verknüpfte Weiß mit unschuldig, jungfräulich, rein; in der christl. Farbsymbolik stand Weiß für die endgültige, sieghafte Auferstehung; in der mittelalterliche Astrologie verkörperte Weiß den – den Planeten zugezählten – Mond sowie die Tierkreiszeichen Steinbock, Wassermann und Fische, von den Edelsteinen war ihm die Perle zugeordnet.

Schwarz stand – in Deutschland wohl erst vom Anfang des 15. Jh. an – für Verzicht, Trauer, Tod; Saturn; Waage, Skorpion und Schütze; Diamant.

Rot (Purpur) symbolisierte Liebe, Blut, Feuer, Macht, Märtyrertum; Mars; Widder, Stier und Zwilling; Rubin.

Grün stand für Glaube, Hoffnung, Frühling, Wachsendes, Gedeihendes, junger Verliebtheit (junge, unverheiratete – “grüne” – Frauen wurden umworben; sie trugen häufig grüne Kleidung); Venus; Smaragd opder Jaspis.

Blau für Treue, Beständigkeit; Jupiter; Saphir.

Gelb war die Farbe des Höllenlichts, stand für Gottesfeindschaft und Sünde, für Wollust, Neid, Geld, Pracht, Ketzer, Verräter, Krankheiten und Seuchen (Gelbsucht, Pest, Lepra); Sonne; Krebs, Löwe und Jumgfrau; Topas.

Purpur für Herrschaftsmacht; Merkur; Amethyst.

Man sprach von Weiß, Rot und Grün als von freundlichen Farben, von Gelb und Schwarz als von Farben der Reue und des Schmerzes. In der höfischen Welt stand Rot für die Herrschermacht, Weiß war die Farbe der Feste schlechthin, Schwarz wurde im Spätmittelalter zur Farbe des elitären Abstands von dem bunten Treiben der Zeit. Die Amtsrobe des Richters war blutig rot, Prostituierte, Pfarrerskonkubinen und Jüdinnen mussten sich mit der diskriminierenden Negativfarbe Gelb kenntlich machen. Auf die Vier Elemente bezogen bedeutete Weiß = Erde, Purpur = Wasser, Hyazinth = Luft und Karmesin = Feuer.

In der Kirche galt bis ins Mittelalter Weiß – die Farbe der Unschuld, der Reinheit und der Wahrheit – als die angemessene Farbe für Kultgewänder und Ausschmückung des Kirchenraumes. Im Mittelalter blieb Weiß den Hochfesten vorbehalten. Rot – Farbe des Blutes und des Feuers – war die liturgische Farbe für die Feste des Hl. Geistes, des Kreuzes, der Apostel und Märtyrer, Rosa wurde vor einem kirchlichen Hochfest getragen, so am 3. Adventssonntag (Gaudete) und am 4. Fastensonntag (Lätare); Grün kennzeichnete die Epiphanis- und Trinitatiszeit, Violett – zu gleichen Teilen aus Rot und Blau gemischt – die Vigilien, die Advents- und Fastenzeit. Schwarz – Nacht, Vernichtung und Tod symbolisierend – war die Farbe für Totenmessen und Karfreitag. Blau war die Symbolfarbe des Firmaments, der Treue und Mariens, Braun als Farbe des Erdbodens symbolisierte Demut (= lat. humilitas, v. humus = Erde) und wurde daher von Bettelorden als Kleiderfarbe gewählt. Grau (die Mischung aus Schwarz = Tod und Weiß = Auferstehung) deutete in der christl. Symbolik auf die Auferstehung der Toten hin; auf mittelalterliche Darstellungen des Jüngsten Gerichts wurde Christus als Richter in grauem Mantel dargestellt. Als Schmerzensmann erschien er in einen roten Mantel gehüllt. Gelb war die Farbe des Neides und der Galle; Judas oder die Juden wurden in gelben Gewändern dargestellt.

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