Fasnacht

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Fasnacht (mhd vas[e]nacht; v. mhd vaselen = fruchten, gedeihen). Auf vorchristl. Fruchtbarkeits- und Frühlingsriten gehen die mittelalterliche Volksbräuche der Fasnacht zurück, wie sie vor allem auf dem Lande gepflegt wurden. In die Fasnachtszeit fällt der Zeitraum von der Wintersonnenwende bzw. vom Ende der Zwölf Nächte bis zum Frühlingsanfang. Wegen der vorösterlichen Fastenzeit endete sie mit dem Faschingsdienstag, der frühestens auf den 5. Februar, spätestens auf den 11. März fällt. Das Volksbrauchtum zielte darauf, dem steigenden Jahr Fruchtbarkeit und Segen zu erwirken und zusammen mit dem besiegten Winter alle bösen Mächte unschädlich zu machen. Der auszutreibende Winter wurde häufig als Strohgestalt (Strohbär) dargestellt, und so die Unfruchtbarkeit, das Abgedroschene der vergangenen Jahreszeit symbolisiert. Geschmückte, ausgelassene “Bärentreiber” trieben beispielsweise im oberfränk. Effeltrich peitschenknallend den Strohbären durch das Dorf. Andernorts wurde der Strohbär anschließend im Wasser untergetaucht und danach, festlich als “Frühlung” aufgeputzt, im Freudenzug ins Dorf zurückgebracht. Viele der heidnischen alten Bräuche konnten vom Christentum zwar unterdrückt werden, das Volk ließ sich jedoch seine Freude am befreienden Fasnachttreiben nicht nehmen. So gliederte denn die Kirche die Fasnacht als Fastnacht (mhd. vastnaht; v. mhd vaste = fasten), die Nacht vor dem Beginn der Fastenzeit, in den Kalender ein und versuchte, durch die Duldung einer quasi-dämonischen Gegenwelt das Triebhaft-Böse dem Heiligen lehrhaft gegenüberzustellen. Auch in den Städten entwickelte sich eine jeweils ortstypische Fasnachtstradition mit Umzügen, Mummenschanz, Fasnachtsspielen, Tanz, Sauf- und Fressgelagen und sexueller Zügellosigkeit. In der Fasnachtszeit durfte sich die von kirchl. und weltl. Konventionen und Zwängen eingeengte Volkseele Luft verschaffen, war die alte Ordnung außer Kraft gesetzt, gar auf den Kopf gestellt (s. verkehrte Welt).

Gegen Verkleidungen – beliebt waren Bauern, Teufel, Hexen, alte Weiber, vertauschte Geschlechterrollen – und Maskierung ergingen strenge Polizeiordnungen, vor allem wegen der Unkenntlichmachung der Identität, die nicht nur harmlosem Schabernack, sondern auch veritablen Straftaten Vorschub leistete: “besunder ir antlitz mit keynerley sachen verstellen oder vermachen, sonder sich dermassen halten und erzeigen sollen, das sie wol kenntlich sein mogen.”

Im Spätmittelalter kamen fasnächtliche Schautänze auf, die zumeist von Männern aufgeführt wurden und zünftisch-symbolische Bezüge hatten (z.B. der Reiftanz der Büttner). In diesem Zusammenhang sei auch der Moriskentanz in seiner komischen Ausformung als Werbe- und Wettbewerbstanz erwähnt.

(s. Schönbartlaufen)

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