Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Fass (ahd., mhd. vaz, tunne = Behälter, Gefäß; lat. dolium, cupa; mlat. tunna). Von Kelten erfundene und noch vor der Jahrtausendwende von den Römern anstatt der bis dahin üblichen ledernen Schläuche und tönernen Amphoren übernommene Art von Gefäßen, vornehmlich für Herstellung, Lagerung und Transport von Wein.
Fässer hatten zylindrische bis gebaucht-zylindrische Form, waren aus Holzscheiten (Dauben, ca. 3-5 cm stark) passgenau aneinandergefügt und von Holz- oder Metallreifen (letzteres frühestens seit karolingischer Zeit) zusammengehalten. Die Dauben waren in der Mitte breiter und liefen gegen das obere und untere Ende hin schmäler zu, wodurch die bauchige Form zustandekam. Den unteren und oberen Abschluss bildete ein eingenuteter Holzboden bzw. -deckel. Einfüllung und Entnahme flüssigen Inhalts sowie die Belüftung geschahen durch je ein Spundloch auf halber Höhe der Seitenwand oder nahe dem Rand des Deckels, in die ein Hahn bzw. eine Luftpfeife (Luftventil) eingesetzt werden konnten. Fässer wurden überwiegend aus Eichenholzdauben hergestellt; diese bestanden aus radial gespaltenen Stammstücken, die etwa zwei Jahre lang luftgetrocknet worden waren. Zum Zurechtbiegen der Dauben mussten diese erst durchfeuchtet werden.
Zu den Spezial-Werkzeugen der Böttcher gehörten verschiedene, z.T. der Rundung der Fässer angepasste Abzieheisen, Schaber und Hobel, ferner diverse Beile, Sägen, Messer, Hämmer und Holzschlägel sowie Zapfen- und Spundbohrer.
Je nach Nutzungsart, mechanischer Beanspruchung und Pflege (Nasskonservierung, Auspichen) konnten Holzfässer jahrelang benutzt werden, Weinfässer aus Eichenholz bis zu etwa 40 Jahren.
Die Fassgrößen (Inhalte) waren vorgeschrieben und die Fässer wurden mit der Marke des Büttners oder der Herkunftsstadt gekennzeichnet. Im Mittelalter gebräuchliche Fassgrößen waren: Legel (ca. 50 ltr.); Fuder (ca. 1.000 ltr.); Stück (1.200 ltr.), Halbstück (600 ltr.); Viertelstück (300 ltr.). Um die Herstellung und Pflege, um Verladung und Transport von Fässern gab es viele besondere Berufszweige, vom Fassbinder und Bandreißer bis zum Fässerverlader (vaz-zieher, schrotaere) und zum Fässertransporteur (vazzer).
Ma. Abildungen zeigen, dass Wein- und Bierfässer im Boden eine Öffnung („Spundloch“) hatten. Diese war während Lagerung und Transport durch einen Stopfen (Fasskorken) verschlossen und dienten zur Aufnahme des Zapfhanes. Um ein Fass restlos entleeren zu können, musste es am hinteren Ende angehoben werden, wenn der Pegel unter den Sitz des Zapfhahns gefallen war.
Um die bis zu 1 to schweren Fässer über Treppen oder an oder von Bord von Transportwagen, Schiffen oder Flössen zu bringen, benutzte man Schrotleitern, auf deren eingefetteten Holmen die Stücke in der Längsrichtung mittels Hebezeug und mit starken Seilen geschleift wurden. Diese Arbeit wurde von Spezialisten – den Schrötern – besorgt (schroten = schleifen, ziehen).
Weil es von großer Haltbarkeit und Dichtigkeit und leicht zu rollen und zu stapeln war, fand das Fass europaweite Verbreitung und wurde zu Behandlung (Gärung, Konservierung, Reifung) sowie zu Lagerung und Transport für flüssige (Wein, Essig, Bier, Öl) und feste bzw. halbfeste Güter benutzt (Getreide, Fleisch, Fisch, Butter, Tran, Salz, Leder, Erz, Metallbarren, Bücher, Eisenwaren, Schleifsteine etc.).
Fässer wurden gelegentlich auch zweckentfremdet, indem man Fäkalien-gefüllte Fässer mit Wurfmaschinen in belagerte Festungen schoss, oder einen Delinquenten in ein durchlöchertes Fass steckte und in einem Gewässer ertränkte.
(s. auspichen, Böttcher, Weinbereitung)