Fenster

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Fenster (mhd. venster, ahd. fenstar; v. lat fenestra). Öffnungen in den Wänden von Gebäuden, der Belichtung und Lüftung dienend. Fenster frühchristicher Steinbauten waren rundbogig und hatten eine senkrecht in die Mauer eingeschnittene Leibung. Bei roman. Bauten waren Leibung und Sohlbank (Fensterbank) abgeschrägt, um den Lichteinfall zu verbessern. Eine oder zwei Mittelsäulen unterteilten die Fensteröffnung bei Zwillings- bzw. Drillingsfenstern (Biforium, Triforium). Gelegentlich wurden Fenster durch übergreifende Blendbögen zu Gruppen vereinigt. Vom 12. Jh. an wird die Leibung durch Rundstäbe oder Säulen gegliedert (“Gewände”). Außer rundbogigen kannte man bei Kirchen- und Rathausbauten auch kreisrunde Fenster (Rund-, Radfenster). Gotische Fenster sind durch den Spitzbogen gekennzeichnet; ihrer Fensterfläche ist häufig außen ein vertikales Stabwerk vorgeblendet, das im Bogenfeld von Maßwerk zusammengefasst ist. Über der eigentlichen Fensteröffnung ragt der bekrönende Wimperg auf. Gotische Rundfenster über Portalen und in Querschiffgiebeln sind mit reichem Maßwerk gefüllt (s. Fensterrose).

Im bürgerlichen Hausbau des Frühmittelalter gab es nur wenige und kleine Fenster. Sie sollten ein Minimum an Belichtung und Lüftung gewährleisten, erst vom 13. Jh. an wurden sie zu einem wesentlichen architektonischen Element. In Hausteingebieten sind sie als “Lochfenster” ausgebildet, d.h. das Fenster ist in den schattengebenden Rücksprung der Leibung zurückgesetzt. Die steinerne Umrahmung springt dabei nicht über die Fassadenfläche vor. Die Teilung der Fensteröffnung übernehmen steinerne Pfosten. Die Fensterflügel öffnen sich nach innen. In Gebieten des norddt. Backsteinbaus entsteht um 1400 das Zargenfenster, dessen Fensterfläche mit der Außenwand bündig ist (“Flächenfenster”). Die Teilung ergibt sich aus dem Pfostenwerk der Holzzarge. Die Fensterflügel öffnen sich nach außen. In den süddt. Backsteinbaugebieten entsteht etwa gleichzeitig ein Zargenfenster, dessen Flügel sich jedoch nach innen öffnen. Bei repräsentativen Bauten bevorzugte man auch in Backsteingebieten Teilungspfosten aus Hau- oder Formsteinen. Die Fensterrahmen waren gegen das Mauerwerk häufig mit zu Zöpfen gedrehtem Moos (Frauenhaarmoos) abgedichtet.

Während die Kirchenfenster schon im Frühmittelalter durch buntes Glas (s. Fensterglas) geschlossen waren, kam die Verglasung im Profanbau in Deutschland erst zu Beginn des 15. Jh. auf (s. Glasherstellung). Bis dahin hatten auf Holzrahmen gespannte Pergamente, geölte Leintücher (mhd. linlachen, lat. panni), Tierblasen (mhd. blase, plostere) und dünn gegerbte Tierhäute (mhd. sliem), sowie seitlich oder aufwärts nach außen aufschlagende Holzläden (mhd. laden, vensterschübel) als Verschluss gedient. Die Wandöffnungen in den Wohnbauten der Bauern und städtischen Unterschichten waren zu klein, um als Fenster bezeichnet werden zu können. Sie gewährten im Sommer nur wenigem Licht Durchlass und wurden in der kalten Jahreszeit meist mit Stroh zugestopft.

(s. Fasche (Arch.), Fensterladen, Fensternische s. Fensterbank)

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