Fluch

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Fluch (mhd. vluoch, ahd. fluoh; v. fluohhon = mit der Hand auf die Brust schlagen [wahrscheinlich wurde eine Verwünschung mit dieser Geste bestärkt]; lat. exsecratio, imprecatio). Über einen Menschen, eine Sache oder einen widrigen Umstand ausgesprochener Abwehr-, Schadens- oder Vernichtungswunsch, der um so wirkungsvoller war, wenn er mit drohenden Gebärden und mit dem Namen einer Gottheit verbunden wurde. Im christl. Mittelalter verfluchte man im Namen Gottes oder der Heiligen und wünschte jemandem den Teufel an den Hals trotz aller kirchlichen – später auch weltlichen – Verbote. Das lästerliche Fluchen nahm derart überhand, dass befürchtet wurde, Gottes Zorn könne über die Fluchenden und über die Gesamtheit derer kommen, die dem Fluchen nicht gewehrt hatten. So ergingen denn im Spätmittelalter städtische Verordnungen, die jenen, welche bei Gott, seinen Heiligen oder deren Gliedern fluchten, Geld-, Leibes-, Ehren- oder – in seltenen Fällen – gar die Todesstrafe androhten. Übliche Strafen waren u.a. Zungeausreißen, Prangerstehen, zeitweilige Stadtverweisung, Bußzahlung oder Wirtshausverbot.

Einige wenige Beispiele aus dem mittelalterliche Fluchrepertoire: “daz dich der donner erschlage”; “daz dich eyn böse iar anköme”; “das dir nymmer keyn guts geschehe”; “geh zum hencker”; “daz dir die pestilenz ankom”; “daz dich die raben fressen”; “daz dich der tüfel hien fier”; “daz dich der Teuffel schende” (schende = zu Schande mache). Man fluchte im Namen Gottes und aller Heiligen einschließlich der Hl. Jungfrau und sogar im Namen von deren Körperteilen: “daz dich gots macht schende”; “daz dich gots fünf wunden schenden”; man fluchte “bi unseres herren hopt … bi dem swaisse … bi dem schaisse”, bei “Gottes Bart” wie bei “Gottes Zers (=Glied)” oder bei “unser frowen lidern und schamlich sint”. Verhüllend sprach man anstelle von “got” von “bogk”, “pocks”, “botz” oder “potz”. Häufig waren auch Flüche im Namen einer gerade besonders gefürchteten Seuchengefahr: “daz dir die pestilenz ankom”; “daz dich Sanct Veits tantz ankomme”, “daz dich die Frantzosen (die Syphilis”, morbus gallicus) ankommen”.

Eine andere, ritualisierte Form des Fluches galt der Verteidigung des christlichen Glaubens: Geboten war und feierlich zelebriert wurde die Verfluchung (Anathematisierung) als Kirchenstrafe bei Glaubensabirrungen oder bei Delikten gegen göttliches oder kirchliches Recht.

(s. Anathema, Bann, Beschimpfung, Gotteslästerung, Schimpfworte, Segen)

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