Flüsse

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Flüsse (mhd. vluz = das Fließen, die Strömung; erst im NHD. = fließendes Wasser, Fluss, Strom; lat. fluvius, flumen). Dass Wasser auf dem festen Land von oben nach unten strebt, stand zu keiner Zeit in Zweifel. Wenn also Hildegard v. Bingen (1098 – 1179) in ihrem naturkundlich-medizinischen Werk „Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum“ der alltäglichen Erfahrung zuwider behauptet, dass das Meer „Flüsse entsende“, dass dem Meer „Flüsse entströmten“, und dies bei der Schilderung einiger Flüsse wiederholt (Rhein, Main, Donau, Mosel, Nahe), so muss sie dafür eine zwingende theoretische Begründung gehabt haben. Möglicherweise war ihr die Theorie des arab. Kosmographen al-Idrisi (um 1100 – um 1165) bekannt, derzufolge das Meer höher liege als das Land. Der gleichen Ansicht war der engl. Enzyklopädiker Alexander Neckham (1157 – 1217), der – auf den Augenschein vertrauend – annahm, das Meer bilde einen Berg und würde nur kraft göttlichem Ratschluss nicht über die Küsten hereinbrechen.

Siedlungen wurden vorzugsweise an Fließgewässern angelegt, überwogen doch deren Vorteile für vielfache gewerbliche und private Nutzung ihr mögliches Schadpotential durch Hochwasser und Eisgang. Man mutzte sie als Trink-, Wasch-, Bade- und Prozesswasser (z.B. Gerben, Färben), zur Herstellung von Nahrungsmittelln (z.B. Brot, Bier), als Transportweg für Flöße und Schiffe, als Antriebskraft für Mühlräder, als Reservoir für den Fischfang, zur Bewässerung von Feldern und Gärten sowie zum Schutz der Ortsgrenze (Wassergräben); großen Fließgewässern traute man eine geradezu unbegrenzte Reinigungskraft zu, und so überließ man ihnen jederlei Unrat zum „Verzehr“, angefangen vom Inhalt der Fäkaliengruben über die Abfälle von Schlachthäusern bis hin zu gewerblichen Rückständen aus Gerbereien und Färbereien (s. Umweltprobleme).

(s. Binnenschifffahrt, Flussreise, Kanalbau, Schleusen, Stadtanlage, Wasser, Wasserwege)

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