Franziskaner

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Franziskaner (Ordo Fratrum Minorum, OFM, Minoriten, Minderbrüder). Um 1208 bildete sich um Franz von Assisi eine Kongregation von Laien, deren Ziel apostolische Armut, tätige Nächstenliebe und Wanderpredigertum war. Weder einzelne Mitbrüder noch die Gemeinschaft durften Vermögen haben. Die Brüder sollten sich als Wanderprediger und Krankenpfleger von den Gaben der Gläubigen ernähren. Ihre Predigtbefugnis war auf sittliche Ermahnung beschränkt, theologische Erörterungen hatten sie zu unterlassen. Als die päpstl. Kurie auf einer ordensmäßigen Organisation und Verfassung bestand, wurde der Bettelorden der Mendikanten (“Bettler”) gegründet, der 1210 von Papst Innozenz III. bestätigt wurde. Ordenstracht war die braune Wollkutte mit Kapuze, die Mönche waren bärtig und gingen barfuß, ausnahmsweise in Sandalen. Nach diesem Ersten Orden (Minoriten) gründeten Franz und Klara von Assisi den Zweiten Orden (s. Klarissen, 1212) und den Dritten Orden (Terziaren, arbeitsame Laiengemeinschaft mit Ehe- und Berufserlaubnis, ohne Klausur). Die eigentliche Ordensverfassung wurde von der Kurie initiiert; 1221 wurde unter Papst Honorius III. die 2. Regel (Regula non bullata) erlassen, 1223 die 3. Regel (Regula bullata) – das “Grundgesetz” des Ordens – bestätigt.

Die Einrichtung eigener Häuser und Kirchen unterblieb anfänglich infolge des Armutsgebotes. Franziskus und seine Gefährten nutzten bereits bestehende Hospize und verrichteten ihre Predigtaufgaben in den vorhandenen Kirchen. Der große Zustrom Gleichgesinnter erzwang jedoch bald die Einrichtung von Ordenshäusern, die einem Bruder Guardian unterstellt waren. Allein schon die Anlage dieser Häuser bedeutete ein Abweichen vom asketischen Ideal der Unbehaustheit.

Der Orden stand unter der Leitung eines von den Provinzialoberen gewählten “Generalministers” und war in Provinzen gegliedert, denen je ein Provinzialmeister vorstand. Er amtete von einem der Mutterhäuser aus, die in den wichtigsten Städten gelegen waren. Die Provinzen ihrerseits waren wieder in Teilgebiete – Custodien – aufgeteilt, die einem Custos unterstanden. In Deutschland hat sich der Franziskanerorden rasch ausgebreitet: 1288 bestanden 51 Konvente in Oberdeutschland, 47 in Niederdeutschland und 88 in Sachsen.

Nach dem Tod des Franziskus drohte der Orden in zwei Strömungen zu zerfallen. Die “Konventualen” genehmigten sich ein Leben nach dem üblichen Klerikerstandard und arrangierten sich mit den Gepflogenheiten der römischen Amtskirche, sie waren die Speerspitze der jungen Einrichtung der ® Inquisition. Die “Spiritualen” gingen nicht von der Regel der äußersten Armut ab und kritisierten kirchlichen Reichtum und Luxus. Einige ihrer Forderungen bezüglich der bescheidenen Gestaltung von Kirchen gingen in das Franziskanerstatut von 1260 ein. Ein bedeutendes Zentrum der Spiritualen war der Münchener Hof um Kaiser Ludwig d. Bayer, wo auch der englische Bruder William Ockham Zuflucht fand.

Die extremste Richtung der Spiritualen waren die Fratizellen (ital. fraticelli = Brüderchen; mhd. fraterschelle), die den Papst wegen seiner Haltung in der Armutsfrage zum Antichrist erklärten. Der Riss zwischen Konventualen und Spiritualen konnte durch Bonaventura noch einmal kaschiert werden, zu Beginn des 14. Jh. brach er jedoch erneut und vertieft auf. Die italien. Spiritualen (fraticelli) wurden von Johannes XXII. mit seiner Bulle “Cum inter nonnullos” 1323 als maßlose Armutseiferer zu Ketzern erklärt; er ließ sie durch die Heilige Inquisition verfolgen und vier ihrer Oberen verbrennen. Die Konventualen betreffend erließ er Bullen, die den gemeinsamen Besitz erlaubten. (Schon vorher hatte es eine elegante Konstruktion von Papst Nikolaus III. gegeben, der den Konventualen durch die Bulle “Exiit qui seminat” von 1279 zwar nicht den Besitz, wohl aber den Nießbrauch irdischen Vermögens gestattete. Nachdem das Ordensvermögen pro forma in päpstlichen Besitz überführt worden war, war seine Nutzung durch den Orden unbedenklich.) Von Italien strahlte seit 1368 die Reformbewegung der Observanten aus, die Teile des Ordens zu dem alten Ideal der evangelischen Armut zurückführten.

Das Ansehen der Franziskaner bekam Glanz durch Universitätslehrer wie Duns Scotus, Roger Bacon und William von Ockham, durch Prediger wie Bonaventura, Antonius von Padua, Konrad von Sachsen und Berthold von Regensburg und durch Ordensobere wie Michael von Cesena.

(Seit dem 16. Jh. bestand der 1. Franziskanerorden aus den Franziskaner-Observanten [OFMObs., braune Wollkutte mit Schulterkragen und Kapuze, barfuß in Sandalen], den Franziskaner-Konventualen [OFMConv., schwarze Tuchkutte mit Schulterumhang und Kapuze] und den Kapuzinern [OFMCap., grobe braune Wollkutte mit Kapuze, Bart, barfuß in Sandalen]. Die Franziskaner trugen keinen Mantel. Ihre Kutte wurde von einem weißen Strickgürtel zusammengehalten, an dessen herabhängenden Enden drei Knoten als Symbole der Mönchstugenden Armut, Gehorsam und Keuschheit eingeknüpft waren.)

(s. Pauliner 2.)

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